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Verbraucher: Billigschuhe sollen teurer werden

Die Europäische Union macht Schuhe teurer. Die 25 Mitgliedsstaaten einigten sich mit knapper Mehrheit auf Strafzölle gegen China und Vietnam, wie Brüsseler Diplomaten bestätigten.

Brüssel/Köln - Die EU-Kommission wirft den asiatischen Ländern vor, europäische Schuhmarken mit Dumpingpreisen aus dem Markt zu drücken. Die deutschen Schuhhändler wollen den Preisaufschlag nun über das gesamte Sortiment an die Verbraucher weitergeben. Hierzulande kommen fast zwei Drittel aller Importschuhe aus China und Vietnam. Insgesamt ist in der EU gut jeder zehnte verkaufte Schuh betroffen.

"Es ist auf jedem Fall damit zu rechnen, dass sich Schuhe verteuern", sagte der Geschäftsführer der Außenhandelsvereinigung des Deutschen Einzelhandels (AVE), Stefan Wengler. Dies gelte aber nicht nur für Billigschuhe aus China und Vietnam, die hierzulande zu Preisen von durchschnittlich 35 Euro angeboten werden. Die Händler würden wegen ihrer Mischkalkulation voraussichtlich auch die Preise für edlere Schuhe erhöhen.

Zölle auch auf Kinderschuhe

Die Strafzölle gelten ab dem 7. Oktober für zunächst zwei Jahre. Die EU-Kommission hatte sogar auf fünfjährige Strafen gedrängt. Für China wird eine Zusatzabgabe von 16,5 Prozent fällig, für Vietnam von zehn Prozent. Betroffen sind alle Lederschuhe "Made in China" und "Made in Vietnam". Erstmals werden die Zölle auch auf Kinderschuhe verhängt.

Seit sechs Monaten galten bereits vorläufige EU-Strafzölle gegen die asiatischen Länder, diese schlossen aber Kinderschuhe aus. Die einzige Ausnahme bleiben nun Sportschuhe, die in Europa kaum noch hergestellt werden. Nach Angaben des Hauptverbandes der Deutschen Schuhindustrie hat sich der Einfuhrpreis für chinesische Schuhe unter anderem wegen der Zölle im ersten Halbjahr um mehr als ein Drittel auf 9,55 Euro verteuert.

Die EU-Einigung erfolgte nach monatelangem Streit. Deutschland sprach sich bei der Abstimmung wegen der negativen Folgen für Verbraucher und Schuhhändler gegen die Zölle aus, wie es von Diplomaten hieß. Für die von der EU-Kommission vorgeschlagene Strafmaßnahme stimmten nur neun EU-Staaten. Zwölf weitere Länder waren dagegen, vier enthielten sich. Die Enthaltungen werden allerdings als Zustimmung gewertet, weshalb die Zölle mit einer hauchdünnen Mehrheit von 13 gegen zwölf Stimmen durchgingen. Offiziell angenommen werden soll der Beschluss beim Treffen der Justiz- und Innenminister am Donnerstag in Luxemburg. Dies gilt als reine Formsache.

EU-Handelskommissar verteidigt Zölle als angemessen

Vor allem die südeuropäischen Länder Italien, Spanien und Portugal befürworten das harte Vorgehen. Sie sehen ihre heimischen Hersteller durch asiatische Billigschuhe bedroht. Die deutsche Schuhindustrie produziert dagegen nur hochwertige Ware, Billigprodukte werden importiert. Die Renner sind dabei hierzulande chinesische und vietnamesische Schuhe. Im vergangenen Jahr kamen allein gut 100 Millionen Paar Schuhe aus China nach Deutschland und damit jedes zweite importierte Paar. An zweiter Stelle bei den Importen folgte Vietnam mit rund 36 Millionen Paaren, erst an dritter Stelle kam Italien.

EU-Handelskommissar Peter Mandelson verteidigte die Zölle als "angemessen". Mandelson hatte in der Vergangenheit mehrfach Befürchtungen zurückgewiesen, für Verbraucher würden Schuhe deutlich teurer. Bei einem durchschnittlichen Einfuhrpreis von asiatischen Schuhen von 8,50 Euro werde der Zollaufschlag etwa für China lediglich 1,40 Euro pro Paar betragen, argumentierte er. Deutliche Preisaufschläge von Seiten der Händler seien daher nicht angemessen. AVE-Geschäftsführer Wengler verwies dagegen auf das insgesamt steigende Preisniveau, unter dem auch die Schuhbranche leide. (tso/AFP)

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