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Wirtschaft: Verbraucher bleiben verunsichert

Debatte um Mehrarbeit trübt Konsumlaune

Berlin - Während sich deutsche Güter im Ausland immer besser verkaufen, bleibt die Inlandsnachfrage mau. Nach einer verbesserten Konsumlaune im Juni habe sich die Verbraucherstimmung im Juli wieder verschlechtert, teilte die Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) am Mittwoch mit. Die Marktforscher führen das Stimmungstief vor allem auf die anhaltende Diskussion um soziale Einschnitte und längere Arbeitszeiten zurück. „Viele Bundesbürger gehen offenbar davon aus, dass sie die Verlierer der Reformdiskussion sein werden, und deshalb halten sie sich bei ihren Konsumausgaben zurück“, sagte GfK-Forscher Rolf Bürkl.

Die GfK befragt monatlich Verbraucher nach ihren Zukunftserwartungen in Bezug auf ihr persönliches Einkommen und auf die gesamte Wirtschaft. Zudem werden die Konsumenten gefragt, ob sie größere Anschaffungen planen. Im Juli waren die Erwartungen der Verbraucher pessimistischer als im Vormonat. Sie zeigten zudem eine geringere Neigung, sich neue Fernseher, Computer oder Autos zuzulegen. Der Index für das Konsumklima, der die drei Faktoren zusammenfasst, dürfte von Juli auf August von 3,9 auf 3,4 Punkte sinken, erwartet die GfK.

Dagegen hatten andere Indikatoren wie der Ifo-Geschäftsklimaindex zuletzt die Hoffnung auf eine anziehende Binnenkonjunktur genährt. „Wir vertrauen stärker auf den Ifo-Ausblick, da er nicht nur die Stimmung abfragt, sondern die Auftragslage der Unternehmen berücksichtigt“, sagte ein Sprecher des Einzelhandelsverbandes HDE. Einer der Gründe für die getrübte Konsumlaune sei die Debatte um Lohnkosten. „Die Forderung nach einer Kürzung von Urlaubs- und Weihnachtsgeld ist schädlich. So würde noch weniger Geld für den Konsum bleiben“, sagte der Sprecher.

Aus Sicht der GfK-Forscher haben auch Unternehmen wie Daimler-Chrysler, die vehement längere Arbeitszeiten und Kostensenkungen fordern, zur Eintrübung des Konsumklimas beigetragen. „Hätten die jüngsten Vorschläge zur Streichung des Kündigungsschutzes die Umfrageergebnisse noch beeinflussen können, wäre der Index noch schlechter ausgefallen“, sagte eine GfK-Sprecherin dem Tagesspiegel.

Trotz der zunächst negativen Folgen für die Konsumlaune sieht Konjunkturforscher Christophe Kamps vom Kieler Institut für Weltwirtschaft keine Alternative zu weiteren grundlegenden Sozialreformen. „Kurzfristige Instrumente wie die geplante Steuersenkung Anfang 2005 werden die Binnennachfrage kaum beleben“, sagte Kamps.

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