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Wirtschaft: Verbraucher schützen – für 1,86 Euro

Die Konsumentenberater werden 50 – kundenfreundlich sind sie selbst schon lange nicht mehr

Berlin . Das Telefon klingelt nur einmal, und schon geht jemand dran. Doch anstelle eines freundlichen Verbraucherberaters antwortet eine Maschine. Wer Rat möchte, dem empfiehlt sie eine andere Telefonnummer. Eine 0190er-Nummer, kostenpflichtig. Zum Thema Versicherungen, stehen die Berater bei der Berliner Verbraucherzentrale donnerstags zwischen 14 und 17 Uhr für 1,86 Euro in der Minute zur Verfügung. Andere Tipps sind zu anderen Terminen zu haben, wer persönlich erscheint, muss 7,50 Euro Eintrittsgeld entrichten. Fraglich, ob die Verbraucherzentralen ein solches Angebot kundenfreundlich finden würden – wenn es nicht von ihnen selbst kommen würde.

In diesen Tagen feiern die deutschen Verbraucherschützer ihr 50-jähriges Jubiläum – doch die, für die sie sich stark machen sollten, bekommen wenig davon mit. Volker Beecken, der im Internet das Verbraucherschutz-Forum betreibt, sagt: „Ich bin immer verblüfft, wie wenig die Verbraucherzentralen bekannt sind. Sie tarnen sich sehr gut.“

Dabei zahlen die Verbraucher schon jetzt für den Service, auch wenn sie ihn nicht nutzen – über ihre Lohnsteuerkarte. Die Verbraucherzentralen werden im Jahr 2003 mit 8,7 Millionen Euro allein aus dem Bundeshaushalt unterstützt. Die Länder zahlen extra. Die Stiftung Warentest bekommt noch einmal einen Zuschuss von 5,8 Millionen Euro. Seit die Zuschüsse für die Verbraucherzentralen im Jahr 1997 zum ersten Mal dramatisch gekürzt wurden, mussten viele Zentralen schließen – oder ihre Informationsangebote verkaufen. Aber kundenfreundlicher sind sie auf ihrem eigenen Weg in die Marktwirtschaft bisher nicht geworden.

„Wir brauchen den Verbraucherschutz, wenn etwa in Krisensituationen wie BSE oder Geflügelpest eine schnelle Information der Bevölkerung nötig ist“, sagt Maximilian Cartellieri, Vorstand des Verbraucherportals Ciao.com im Internet. „Darauf sollte sich der Verbraucherschutz aber auch beschränken“, meint der Unternehmer, dessen Kunden Produktinformationen kostenlos austauschen. Heute gebe es ausreichend Informationsmöglichkeiten. Wenn der Staat sich einmische, geschehe dies oft genug, um Besitzstände zu bewahren, „Das widerspricht dem Bild eines mündigen Bürgers“, findet Cartellieri.

Und dann sind es auch noch zutiefst widersprüchliche Botschaften, die die Verbraucherzentralen, die gegründet wurden, um dem Konsumenten Halt und Übersicht zu verschaffen, erreichen: „Die Tests der Stiftung Warentest gehen doch immer in eine Richtung“, kritisiert Wolfgang Twardawa, Marketingleiter der Gesellschaft für Konsumforschung. „Billig ist genauso gut wie teuer.“ Und gleichzeitig beklage Verbraucherschutzministerin Renate Künast immer wieder, dass Discounter und andere Billiganbieter kleine Anbieter verdrängten. Dabei unterstütze sie selbst diesen Trend: „Bei Aldi liegen immer mehr Produkte mit dem Logo der Stiftung Warentest – haben also quasi einen offiziellen Qualitätsstempel.“

Allerdings, so sagt Konsumforscher Twardawa, haben die Tests der Stiftung Warentest mindestens einen Haken. Sie testen nur, was objektiv vergleichbar ist, also zum Beispiel die Waschkraft eines Waschmittels. Dinge aber, die das Leben schöner machen, wie ein guter Duft oder ein schönes Design, ließen sich in solchen Tests nur schwer messen und spielten daher auch in der Bewertung keine Rolle.

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