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Wirtschaft: Schnäppchen nur für Mitglieder

Wer einem Verein beitritt, bekommt vieles günstiger

Eine Unterschrift reicht, und schon ist man Mitglied in einem Verein. Einige weitere Unterschriften reichen, und man bekommt als Mitglied eine günstige Versicherung, billigen Strom oder das Zeitungsabo zum halben Preis. 540000 Vereine sind in Deutschland gemeldet, und die meisten davon bieten ihren Mitgliedern Zusatzleistungen an. Auch Verbände, Banken und Versicherungen haben die begehrten Extras entdeckt, mit denen sie ihre Mitglieder erfreuen und an sich binden.

„Die Zusatzleistungen haben in der Regel eigene Verträge als Grundlage“, sagt Peter Lischke von der Verbraucherzentrale Berlin. Wenn man aus einem Verein austritt, laufen deshalb viele Extra-Leistungen weiter. „Allerdings werden die Konditionen meistens an die Normaltarife angepasst“, sagt Lischke. Andererseits ist es oft schwer, aus den Zusatzverträgen herauszukommen. Auch nach dem Vereinsaustritt laufen die Zusatzleistungen oft bis zu zwei Jahre weiter.

Der ADAC ist mit 14,9 Millionen Mitgliedern der größte Verein Deutschlands. Der Automobilclub bietet nicht nur Pannenhilfe an: 780000 Mitglieder haben eine spezielle ADAC-Kreditkarte von Visa oder Mastercard. Sie wird zusammen mit der Berliner Bank angeboten, kostet 24 Euro im Jahr und ist drei Jahre gültig. Wird die Mitgliedschaft beim ADAC gekündigt, kann man seine Kreditkarte bis zur Restlaufzeit behalten – und zwar zu den günstigen Konditionen, die man als ADAC-Mitglied hatte. „Danach bekommt man ein neues Angebot von unserer Partnerbank“, sagt ADAC-Sprecher Michael Hemschik. Auch Versicherungen wie Rechtsschutz oder Auslandskrankenschutz bietet der Autoclub seinen Mitgliedern – die Laufzeit ist auf ein Jahr beschränkt. Tritt man aus dem ADAC aus, bleibt der Versicherungsschutz bis zum vereinbarten Ende zu den günstigen Bedingungen erhalten.

Gewerkschaftsmitglieder können oft günstig eine Freizeit- und Unfallversicherung abschließen. Aber Vorsicht: „Der Versicherungsschutz ist an die Mitgliedschaft gekoppelt“, sagt Verdi-Sprecherin Manuela Reske. Ein Beispiel: Endet die Mitgliedschaft am 31. Dezember und hat jemand kurz nach dem Jahreswechsel einen Unfall, zahlt die Versicherung keinen Cent. Beim kostenlosen Rechtsschutz gilt dasselbe – auch dieser erlischt an dem Tag, an dem die Mitgliedschaft endet.

Manche Vereine und Clubs bieten Reisen zu Spezialpreisen an. Bucht das Mitglied einen Urlaub und reicht dann einige Tage vor der Reise die Kündigung der Mitgliedschaft ein, werden die Ferien nicht teurer. „Die Kündigung des Vereins und der Reisevertrag sind zwei verschiedene Dinge“, sagt Verbraucherschützer Lischke. Ist die Reise gebucht und bezahlt, gelten die vereinbarten Konditionen. Dennoch raten die Verbraucherschützer von Mitgliedschaften etwa in Reise-Clubs ab. „Wer zwei Mal im Jahr billig in den Urlaub fährt und jeden Monat Mitgliedsbeiträge zahlt, für den lohnt es sich nicht.“

Gerald Drissner

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