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Verbraucherschutz: VZBV fordert Politik zu mehr Engagement auf

Verbraucherschützer: Der Staat soll den Konsumenten helfen, das Interesse der Verbrauche müsse ins Zentrum der Politik rücken. Die Verbraucher seien zunehmend überfordert.

Deutschland im Jahr 2013: Ärzte behandeln alle Patienten gleich, Finanzberater denken zuerst an das Wohl des Kunden und dann an ihre Provision, und für Strom geben die Deutschen nur noch zehn Prozent ihres Budgets aus. So sehen Verbraucherschützer die Zukunft. Vorausgesetzt, die nächste Regierung hält sich an die Wunschliste, die der Bundesverband der Verbraucherzentralen (VZBV) am Montag präsentiert hat.

Das Interesse der Verbraucher müsse ins Zentrum der Politik rücken, fordert VZBV-Vorstand Gerd Billen. Er sieht darin einen Beitrag zur Lösung der Krise: „Die Verbraucher spielen bei dieser Frage eine entscheidende Rolle.“ Schließlich mache der Konsum 56 Prozent des Bruttoinlandproduktes aus. Wer besser beraten sei, habe auch mehr Geld in der Tasche: Bis zu 30 Milliarden Euro geht den Deutschen jedes Jahr allein durch mangelhafte Finanzberatung verloren.

Die Verbraucher seien in der Konsumwelt zunehmend überfordert, sagt Billen. Oft werde die Verantwortung an die Verbraucher abgeschoben: „Beim Weihnachtseinkauf werden wir zu Hobbychemikern, die an der Spielzeugpuppe schnuppern, um herauszufinden, ob giftige Stoffe ausgasen“, sagt Billen. „Das muss ein Ende haben.“ Die Verbraucher könnten Fallen nicht immer alleine entdecken.

Eine intensivere Verbraucherpolitik soll helfen. „Der Staat hat die Aufgabe, Leitplanken zu setzen“, sagt Billen. Künftig sollen alle neuen Gesetze einem „Verbraucher-Check“ unterzogen werden, um festzustellen, wie sie sich auf den Verbraucher auswirken.

Handlungsbedarf sehen die Verbraucherschützer auch auf dem Strommarkt. „Zehn Jahre nach der Liberalisierung funktioniert der Wettbewerb immer noch nicht“, sagt Holger Krawinkel vom VZBV. Die Folge für die Kunden: Sie zahlen zu viel, weil die vier großen Stromversorger den Markt beherrschen. Deshalb fordern die Verbraucherschützer mehr unabhängige Versorger, freien Zugang zu den Stromnetzen und eine Verdoppelung des Anteils erneuerbarer Energien.

Die Finanzbranche brauche ebenfalls verbraucherfreundliche Regeln, sagt der VZBV. Beratungen sollten sich künftig am Bedarf des Kunden orientieren und nicht an der Provision des Beraters. Außerdem müssten die Verkaufsprospekte vereinfacht werden. Entscheidend sei es, neues Vertrauen zu schaffen.

Welche Partei am besten geeignet ist, die Forderungen umzusetzen, sagt Billen aber nicht. Die CDU habe viel für die Senioren getan, die Grünen für den Datenschutz und die SPD setze sich für strenge Regeln in der Finanzbranche ein. Nur von der FDP habe er wenig gehört. jte

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