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Wirtschaft: Verdi ist ein schlechter Verlierer

Von Alexander Visser In der ersten Runde von Tarifgesprächen unterhalten sich beide Seiten über ihre jeweilige Einschätzung der konjunkturellen Lage. Bei diesem Meinungsaustausch über die Situation im Einzelhandel dürfte es derzeit keine großen Abweichungen geben: die Lage ist miserabel.

Von Alexander Visser

In der ersten Runde von Tarifgesprächen unterhalten sich beide Seiten über ihre jeweilige Einschätzung der konjunkturellen Lage. Bei diesem Meinungsaustausch über die Situation im Einzelhandel dürfte es derzeit keine großen Abweichungen geben: die Lage ist miserabel. Die jüngsten Zahlen beweisen, was jeder Verbraucher in der Boutique oder im Möbelgeschäft sieht: Die Geschäfte laufen mies. Dennoch droht die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi mit Streik. Ist die Gewerkschaft auf Krawall aus?

Verdi fühlt sich provoziert. Weniger von den Arbeitgebern als von der Bundesregierung. Denn die hat beschlossen, dass die Verbraucher ab Juni samstags bis 20 Uhr einkaufen dürfen. Weil Verdi die längeren Ladenöffnungszeiten politisch nicht abwenden konnte, wollen die Funktionäre nun im Tarifstreit Härte zeigen. Selbstverständlich muss die Gewerkschaft etwas für ihre Mitglieder herausholen. Für die ist es ärgerlich, am Samstagabend arbeiten zu müssen, den Anfang von „Wetten, dass...?“ zu verpassen oder im Kino nur die Spätvorstellung sehen zu können. Dass Verdi dafür Zuschläge durchsetzen will, ist verständlich. Doch mit Streik zu drohen, bevor die Verhandlungen überhaupt erst richtig begonnen haben, ist Säbelrasseln. Offenbar will sich die VerdiSpitze auf einen Arbeitskampf festlegen, bevor womöglich regionale Verhandlungsführer Kompromisse finden. Doch die Tarifgespräche dürfen nicht Anlass sein, verlorene Fehden mit der Bundesregierung auf einem anderen Feld zu wiederholen. Im Übrigen braucht die Krisenbranche einen moderaten Tarifabschluss. Das wissen auch die Verkäuferinnen und Verkäufer, die gegenwärtig auf die Kunden warten.

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