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Thomas Middelhoff verliert womöglich bald alle seine Vermögenswerte an die rund 50 Gläubiger.

© Roland Weihrauch/dpa

Vermögen bei Thomas Middelhoff sichergestellt: Von wegen Insolvenz - Middelhoff verliert vor Gericht

Einen Versuch war es wert. Bevor Thomas Middelhoff private Insolvenz anmeldete, hat der ehemalige Top-Manager große Teile seines Vermögens an seine Familie übertragen lassen. Nun hat ein Gericht den Insolvenzverwalter ermächtigt, das Geld zurückzuholen.

104 Millionen Euro: So viel fordern die Gläubiger von dem ehemaligen Bertelsmann- und Arcandor-Chef Thomas Middelhoff. Dieser scheint nach Berichten von Süddeutscher Zeitung und WDR jedoch Vorkehrungen vor seiner Privatinsolvenz getroffen zu haben. Schon 2011 soll Middelhoff ein Anwesen in Bielefeld an eine Firma übertragen haben, deren Anteilseigner hauptsächlich seine Frau Cornelia und ihre fünf Kinder sind. Weitere Vermögenswerte in Form von Fondanteilen, Aktien und einem Festgeldkonto sollen ebenfalls von seinem Anwalt Hartmut Fromm verschoben worden sein, um diese vor dem Zugriff des Insolvenzverwalters zu schützen. Insgesamt sollen so Werte von 90 Millionen illegal vor dem 31.03.2015, dem Tag der Privatinsolvenz, "gerettet" worden sein. Thomas Middelhoff ist derzeit wieder auf freiem Fuß – gegen eine Kaution betrug 900.000 Euro.

"Keinen Cent" mehr gefunden, nur noch versteckte Millionen

Nun hat das Amtsgericht Bielefeld am 13. April den Middelhoff-Insolvenzverwalter Thorsten Fuest ermächtigt, alle Übertragungen rückgängig zu machen. Fuest soll Haus und Aktienanteile für die Gläubiger sichern und so Teile der Millionenschulden zurückzahlen. Erst kürzlich hatte der Insolvenzverwalter geklagt, er habe "keinen Cent" mehr bei Middelhoff gefunden, um die rund 50 Gläubiger zufriedenzustellen. Hauptgläubiger sind die Privatbank Sal. Oppenheim, die Sparkasse Köln/Bonn und der Unternehmensberater Roland Berger. Zudem schuldet Middelhoff dem Land Nordrhein-Westfalen noch Steuern in Millionenhöhe.

Middelhoff-Insolvenzverwalter Thorsten Fuest fand erst "keinen Cent" bei Thomas Middlehoff, stolperte nun aber doch über rund 90 Millionen.
Middelhoff-Insolvenzverwalter Thorsten Fuest fand erst "keinen Cent" bei Thomas Middlehoff, stolperte nun aber doch über rund 90 Millionen.

© Friso Gentsch/dpa

Middelhoff zeichnete vor seiner Insolvenz alleine und mit seiner Frau acht geschlossene Immobilienfonds über die Privatbank Sal. Oppenheim und den Troisdorfer Immobilienunternehmer Josef Esch. Sie dienten vor allem Steuerersparnissen für das enorme Vermögen Thomas Middelhoffs. Lange hielten die anderen Fondsgesellschafter wie Madeleine Schickedanz oder die Schuhdynastie Deichmann still, obwohl die Middelhoffs ihren finanziellen Pflichten aus den Beteiligungen schon lange nicht mehr nachkamen.

Middelhoff aus sechs Gesellschaften ausgeschlossen

Nun jedoch haben sich die anderen Anleger bei sechs der Fonds darauf geeinigt, die Middelhoffs aus den Gesellschaften auszuschließen. Sie nutzten dafür einen Passus des Vertragswerks, der es erlaubt, Gesellschafter zu entfernen, die Privatinsolvenz beantragt haben. Im Fall Middelhoff muss nun ein neutraler Gutachter bewerten, wie viel welche Anteile wert sind und ob das Paar Middelhoff noch etwaige Ansprüche durchsetzen kann.

Widerstand kommt zudem von Middelhoff selbst. Seine Anwälte halten die Ausschlüsse für unwirksam und führen an, dass die Verantwortlichen der Oppenheim-Esch-Gruppe bei dem Beschluss der Gesellschafterversammlung befangen waren, weil sich Middelhoff seit 2012 im Rechtsstreit mit der Gruppe befindet.

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