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Im Anmarsch. Axel Weber soll im Mai zum UBS-Chefaufseher gewählt werden. Foto: Reuters

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Wirtschaft: Verzockt

Die Schweizer Großbank UBS wird von einem Milliardenskandal erschüttert

Berlin - So hat sich Axel Weber seinen neuen Job sicher nicht vorgestellt. Wenn der Ex-Bundesbankpräsident aus den USA zurückkommt, wo er derzeit die Ruhe und Gelassenheit eines Universitätsprofessors leben darf, erwartet ihn eine Großbaustelle. Die Schweizer UBS, deren Aufsichtsratschef Weber werden soll, ist am Donnerstag von einem Milliardenskandal erschüttert worden. Und das Nachbeben dürfte noch eine Weile anhalten.

Ein Händler der UBS in London hat der Bank mit nicht autorisierten Geschäften mit Wertpapieren einen Verlust von zwei Milliarden Dollar eingebracht, teilte die Bank mit. Britischen Medien zufolge nahm die Polizei in London am Donnerstag den 31-Jährigen Händler Kweku A. im Zusammenhang mit der Affäre fest.

Die UBS, die sich gerade erst mühsam von der Finanzkrise erholt hat, schließt nicht aus, dass sie wegen dieses Vorfalls im dritten Quartal wieder rote Zahlen schreiben wird. Die Meldung wurde zwei Minuten vor Beginn des Börsenhandels veröffentlicht. Die Aktienkurse der UBS fielen umgehend um fast zehn Prozent.

In einem internen Brief an die UBS-Mitarbeiter, der dem „Handelsblatt“ vorliegt, hieß es: „Obwohl diese Nachricht bedauerlich ist, wird die fundamentale Stärke unseres Unternehmens dadurch nicht beeinträchtigt. Wir bitten Sie, sich weiterhin auf Ihre Kunden zu konzentrieren.“ „Die zwei Milliarden sind ein herber Verlust, aber kein existenzielles Risiko für die Bank“, sagt auch Martin Faust, Bankenprofessor an der Frankfurt School auf Finance. Schlimmer falle der Vertrauensverlust ins Gewicht. Neben dem Investmentbanking ist das Geschäft mit den vermögenden Privatkunden das stärkste Standbein der Schweizer Großbank. Diese könnten jetzt daran zweifeln, dass ihr Vermögen bei der UBS richtig angelegt ist. Schon während der Krise war die Bank in Schwierigkeiten geraten und musste durch den Staat gerettet werden.

Auch darum will die Schweiz, deren Bruttoinlandsprodukt nicht mal halb so groß ist wie die Bilanzsumme ihrer beiden größten Banken, ihre Eigenkapitalregeln verschärfen. Großbanken sollen 18 Prozent der Risiken, die sie eingehen, mit eigenem Kapital unterlegen – das ist viel mehr als die europäischen und amerikanischen Banken vorweisen müssen. Hier müsse ein Umdenken stattfinden, meint Martin Faust. Der Vorfall bei der UBS zeige: „Risiken sind schwer kalkulierbar, darum ist es so wichtig, dass die Banken einen ausreichenden Sicherheitspuffer haben“.

Wie der Händler bei der UBS unbemerkt so enorm hohe Risiken eingehen konnte, wusste am Donnerstag niemand mit Sicherheit zu beantworten. Die Londoner Polizei verhaftete der Bank zufolge einen 31 Jahre alten Mitarbeiter der Bank wegen Betrugsverdachts. Der Mann habe kriminelle Energie an den Tag gelegt, sagte eine Sprecherin. In welchem Bereich der Investmentbank und in welcher Position der Mann tätig war, wollte die UBS zunächst nicht erläutern.

In den letzten Jahren haben einzelne Händler immer wieder unbemerkt von der Chefetage riesige Summen verzockt – immer ausgefeiltere Sicherheitssysteme konnten dies offenbar nicht verhindern. „Die Aufseher haben in den vergangenen Jahren weltweit die Vorschriften verschärft und die Banken haben das auch umgesetzt“, sagt Dirk Müller-Tronnier, Partner und Bankenexperte bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young. Bei „ausreichend krimineller Energie“ lasse sich auch mit dem besten Regelwerk nicht jeder Schaden verhindern, heißt es bei der Finanzdienstleistungsaufsicht Bafin. Bankenexperte Faust meint, dass die UBS ihr Geschäftsmodell ändern muss, will sie ihren guten Ruf wiederherstellen: „Im Eigenhandel wird nach wie vor zu stark auf kurzfristigen Erfolg gesetzt. Das Geschäft muss die UBS zurückfahren.“ Das wird dann Axel Webers Aufgabe sein. mit HB

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