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Wirtschaft: Viel zu tun, aber auch viel Wettbewerb

Unternehmensberater in Deutschland können sich zufrieden die Hände reiben."Ein boomendes Geschäft", "fantastische Wachstumsraten" sagen Berater als auch Branchenbeobachter.

Unternehmensberater in Deutschland können sich zufrieden die Hände reiben."Ein boomendes Geschäft", "fantastische Wachstumsraten" sagen Berater als auch Branchenbeobachter.Die größeren Unternehmen wachsen mit zweistelligen Raten, schätzt der Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberater (BDU), die Branche insgesamt habe 1997 um sieben Prozent auf 16,4 Mrd.DM zulegt.Und im vergangenen Jahr stockten die 20 führenden Managementberatungsunternehmen, zu denen etwa McKinsey, ADL und Roland Berger gehören, ihr Personal um 22 Prozent auf.Können also Berater die Hände in den Schoß legen und sich gelassen zurücklehnen?

Ja, könnte man meinen, schaut man sich die Nachfrageseite an.Die sei gut, sagt Regine Petzsch, Pressesprecherin von Roland Berger, der größten deutschen Unternehmensberatung.Das unbedingte Ja muß man etwas zurücknehmen, schaut man sich die Angebotsseite an.Zum einem wächst die Konkurrenz.Branchenfremde Unternehmen wie Investmentbanken oder Wirtschaftsprüfer drängen nach Angaben von Petzsch in die Wachstumsbranche Managementberatung.Zum anderen gehen mehr Unternehmen dazu über, sich eigene Beratungsteams, eine sogenannte Innenhausberatung, aufzubauen."Es ist keine so große Konkurrenz für uns", sagt Regina Petsch."Es versetzt uns nicht in Angst und Schrecken." Sie verweist auf Siemens, die trotz Innenberatergruppe mit großen Unternehmensberatungen arbeitet.Siemens führt nach eigenen Angaben immer stärker Beratungsprojekte selbst durch und greift weniger auf externe Berater zurück.Seit 1996 verfügt das Unternehmen über eine eigene Beratung mit 120 Mitarbeitern, die weltweit den Konzern - gegen eine interne Verrechnung - berät.Ein Schwerpunkt liegt auf dem Benchmarking, also dem Vergleich mit den weltbesten Unternehmen der Branche, sagt Horst J.Kayser, Leiter der Siemens Unternehmensberatung.Der Hintergrund, warum der Konzern vor zwei Jahren durch die Zusammenlegung zweier Bereichen die Beratung schuf, sei gewesen, das Know How im Unternehmen zu poolen - Stichwort Wissensmanagement.

"Es gibt eine Rückbewegung, nachdem deutsche Unternehmen in den letzten Jahren stark die Managementberatungen in Anspruch genommen haben," sagt Heinz Streicher, Berater und Mitverfasser der Lünendonk-Studien.Diese Berichte sind nach Angaben von Streicher die einzige und allgemein anerkannte Studie über die Angebotsseite der Unternehmensberaterbranche.Im Zuge der hochgepriesenen Lean Management und Lean Production sind bei Unternehmen die Pfunde gepurzelt; und dabei mußten auch Stabs- und Planungsabteilungen sowie Marketing stark abspecken - das ist das erste, was im Unternehmen rausfliegt, sagt Streicher.Nun habe man festgestellt, daß es ohne solche Experten nicht gehe.Dies sei auch auf dem Stellenmarkt sichtbar: "Jetzt sind wieder Leute gefragt, für die es jahrelang offenbar keinen Bedarf gab." Allerdings: Dies impliziere nicht niedrigere Wachstumsraten für die Branche Managementberatung, da es keine pure Konkurrenz zwischen externer und interner Beratung gebe.Externe Berater hätten gegenüber Innenberaterteams den Vorteil, daß sie nicht betriebsblind sind, mehr Distanz hätten und ihre Kritik offener formulieren könnten, ist die übereinstimmende Ansicht vieler.

Auch wenn viele Beratungen mit der Konkurrenz noch ganz gut leben können - es gibt was zu tun.Allgemein befindet sich die Branche in einem Umbruch."Internationalisierung ist das Stichwort", sagt Petzsch.Weil die Kunden internationaler werden, müßten die Berater ihnen folgen, nein, möglichst schon vor den Kunden da sein.Roland Berger hat in den letzten Jahren seine Präsenz im Ausland ausgebaut und unterhält nun 30 Büros weltweit.Dies gelte allerdings nicht allgemein für die Branche, meint der Lünendonk-Mitarbeiter.

Alle Hände zu tun haben die Managementberatungen auch damit, qualifizierte Leute, speziell für den Bereich Informationstechnik (IT), zu bekommen.Denn: "IT wird immer wichtiger", sagt Petzsch.In den vergangenen Jahren mußten sich sich alle Beratungen nach Angaben von Lünendonk IT-Know-How zugelegt."Nicht, um selbst IT anzubieten, sondern weil man bei einer strategischen Beratung die Software nicht außen vorlassen kann," sagt der Lünendonk-Mitarbeiter Streicher.Obwohl Managementberatung und IT sich immer stärker verzahnen, sei es nicht dazu gekommen, daß beides gleich stark aus einer Hand angeboten werde.Das scheitere, so Streicher, an der unterschiedlichen Unternehmenskultur.Hingegen habe es Aquisitionen gegeben; so habe einer der weltweit größten IT-Outsourcingkonzerne, die amerikanische EDS, die Unternehmensberatung A.T.Kearney gekauft.Die französische Cap Gemini Sogeti übernahm das größte europäische IT-Consulting-Unternehmen, die Managementberatung Gemini.Und debis erwarb die Dibold Technologieberatung.

Der deutsche Unternehmensberatungsmarkt ist in Europa nach wie vor der größte - und das mit Abstand.Nach Angaben des BDU vereinigt er über 40 Prozent des Umsatzvolumens auf sich.Marktverschiebungen erwartet der BDU nicht.Auch bei der Anzahl der Beratungsunternehmen steht Deutschland an der Spitze: 11000 Managementberatungen und 55 000 Managementberater teilen sich nach Schätzung des BDU den Markt auf.

KAREN WIENTGEN

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