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Wirtschaft: Vollautomatische Nachtschicht am Rhein

BERLIN/EUSKIRCHEN .Der Tag im "Teloc" beginnt kurz vor Mitternacht.

BERLIN/EUSKIRCHEN .Der Tag im "Teloc" beginnt kurz vor Mitternacht.Teloc steht für Telekom-Endeinrichtungs-Logistik-Center - und für das größte Hochregallager der Deutschen Telekom in Euskirchen am Rhein.Von hier werden täglich bis zu 60 000 Telefone, Faxgeräte und alles was dazugehört an Privatkunden und an die T-Punkt-Läden im ganzen Land verschickt.Ein enormer logistischer Aufwand: Tausende der grau-pinkfarbenen Päckchen müssen gefaltet, bestückt und etikettiert werden.Vorbereitet wird das alles nachts.Die Software für die gesamte Lager- und Fördertechnik kommt aus Berlin, von der repas AEG Software GmbH am Hohenzollerndamm.Sie steuert die Vorbereitung des riesigen Lagers auf die nächste Tagesschicht und schaufelt die Waren in Euskirchen vollautomatisch hinein und hinaus.

"Eine richtige Heinzelmännchen-Arbeit", lacht Georg Hillmann, Leiter der Abteilung Markting und Kommunikation der repas AEG Software GmbH in Berlin.In der Tat ist die Arbeit des Berliner Rechnersystems mit den flinken Männchen zu vergleichen: Wie von Geisterhand werden nachts die Regalroboter bewegt, große und kleine Schachteln aus den meterhohen Regalen gezogen und sauber auf Paletten gestapelt.Zum Beginn der Tagesschicht ist alles erledigt - wie bei den Heinzelmännchen.Ganz ohne menschliche Arbeitskraft, denn außer dem Wartungspersonal arbeitet in Euskirchen niemand nachts.

"Der Druck der Deregulierung lastet schwer auf der Telekom", erklärt Hillmann die Straffung der Logistik.Beispielsweise lief der Vertrieb früher nur über die betriebsinternen Kanäle.Die Telefone konnte man nur mieten, das Gerät brachte ein Mitarbeiter von der Post.Seit dem Fall des Monopols muß das Unternehmen jedoch mit einer Vielzahl privater Anbieter konkurrieren.Der Endgerätemarkt der Telekom ist immer noch defizitär.Ein Weg zur Kosteneinsparung ist die Automatisierung, die den Vertrieb gleichzeitig schneller - und für den Kunden attraktiver - macht.Denn wer will schon wochenlang auf ein neues Telefon warten, wenn er es nebenan im Supermarkt sofort bekommt."Ein leistungsfähiges Logistiksystem hat eine essentielle Bedeutung für die Marktfähigkeit des Unternehmens", erläutert die Telekom im Werksprospekt.

Das Computersystem berechnet nicht nur den Bedarf an Waren voraus, sondern stellt auch fest, wieviel Personal am nächsten Tag benötigt wird.Der Lagerleiter kann so täglich neu entscheiden, wie viele Mitarbeiter er wann wo braucht - oder eben auch nicht braucht.Die Daten für seine Berechnungen bekommt der Berliner Rechner von einem übergeordneten SAP-System.Es sammelt tagsüber die Bestellungen der Kunden und Telefonläden ein und gibt Anzahl und Typ der georderten Telekom-Geräte an den Lagerprozeßrechner der repas AEG weiter.Dieser simuliert und plant dann den Ablauf des folgenden Tages und organisiert die automatische Entnahme der Waren aus dem Lager.

Die Telekom investierte allein in die Technik in Euskirchen insgesamt 52 Mill.DM.Der Auftrag wurde bereits Ende 1992 vergeben, er ging damals noch an die AEG."Etwa zehn Mill.DM hiervon flossen in die Datenverarbeitung", rechnet Hillmann.Für die repas AEG Software, die gegenwärtig 65 Mitarbeiter beschäftigt, ein großer Auftrag.Inzwischen kamen neben der Wartung noch zwei Folgeaufträge dazu.So wurden die Computer im vergangenen Jahr auf das neue SAP-System R3 umgerüstet, im Frühjahr 1998 bekam das Berliner Unternehmen den Auftrag für ein Upgrade: Die bisherigen Rechner wurden gegen leistungsfähigere 64-Bit-Systeme ausgetauscht.Beide Aufträge hatten ein Volumen von 1,5 bzw.einer Mill.DM."Der Markt ändert sich schnell, so Hillmann, "die Telekom muß sich anpassen".

Insgesamt erzielte das Berliner Softwareunternehmen im vergangenen Jahr einen Umsatz von 12 Mill.DM.Zeitweise arbeiteten bis zu 15 Informatiker an dem Teloc-Projekt.

Die Logistik-Rechner stehen vor Ort bei der Telekom in Euskirchen.Drei Betreuer überwachen das System rund um die Uhr.Sie sitzen allerdings nicht im Rheinland sondern in Berlin.Denn die Software kann zwar den reibungslosen Transport im Telekom-Lager steuern, wohl aber nicht die langen Pkw-Schlangen auf der Kölner Autobahn."Per Telefon funktioniert der Support viel schneller", ist Hillmann überzeugt, "denn die A1 Richtung Euskirchen ist fast immer verstopft."

FRIEDERIKE STORZ

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