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Wirtschaft: Vom Baumeister zum Systemanbieter

Ingenieurtagung in Leipzig LEIPZIG (ms).Bei der immer schneller vorankommenden Globalisierung der Märkte setzen die großen deutschen Firmen zunehmend auf direkte Unternehmensbeteiligungen in anderen Ländern und treten als Systemanbieter in einem früher nicht gekannten Maß auf.

Ingenieurtagung in Leipzig

LEIPZIG (ms).Bei der immer schneller vorankommenden Globalisierung der Märkte setzen die großen deutschen Firmen zunehmend auf direkte Unternehmensbeteiligungen in anderen Ländern und treten als Systemanbieter in einem früher nicht gekannten Maß auf.Das ist das Fazit einer Fachtagung auf dem Deutschen Ingenieurtag, der am Mittwoch in Leipzig zu Ende ging.Das gelte auch für die Bauindustrie, sagte Wolfgang Leichnitz, Vorstandsmitglied der Hochtief AG, der auf Dauer nur etwa zehn Weltkonzerne sieht, die in der "Champions League" mitspielen.Um hier mithalten zu können, sieht Leichnitz den Übergang zu einem völlig neuen Konzernauftritt als einzige Chance."Wir müssen vom Baumeister zum ortsansässigen Systemanbieter werden, wenn wir in Wachstumsmärkten wie Asien oder Südamerika mitreden wollen".So gehöre heute neben der mit äußerst geringen Margen ausgestatteten reinen Bauleistung fast immer die Planung und zunehmend auch die Betreibung zu den Projekten.Leichnitz forderte ein Umdenken in der deutschen Politik hinsichtlich der öffentlichen Finanzierung von Infrastruktur.So zeige das Beispiel des neuen Flughafens von Athen, daß ein mit München vergleichbarer Airport für die Hälfte des Geldes errichtet werden könne, wenn die Planung mit privatem Hintergrund geschehe. Systemanbieter ist auch das Schlagwort, mit dem Autozulieferer weltweit im Geschäft bleiben und eine Kapitalrendite von bis zu 20 Prozent erwirtschaften können.Wolfgang Peter, Vorstandsmitglied der Düsseldorfer Mannesmann AG, sieht in der verschärften Kosten- und Risikoverlagerung der Autohersteller auf die Zulieferer zugleich eine Chance für global operierende Großanbieter.Autohersteller produzieren zunehmend in unmittelbarer Marknähe und wollen möglichst wenige Zulieferer möglichst dicht an sich binden.Während das für die Großen außerordentliche Zuwächse bei Umsatz und Gewinn bedeuten könne, hätten kleine Zulieferer ohne ausreichende Systemtiefe zunehmend Probleme. Hermut Kormann, Geschäftsführer des Maschinenbauers Voith in Heidenheim, verwies während der Tagung auf eine schleichende Verlagerung der Kapazitäten in andere Länder.Man könne zwar nicht die Fertigung, zumal im Maschinenbau, beliebig in Billiglohnländer verlagern, doch sorge die internationale Vernetzung automatisch dafür, daß besonders kostengünstige Standorte stärker wachsen, führte Kormann aus.Um so wichtiger sei es, daß Deutschland seinen wichtigsten Standortvorteil ­ nämlich die Innovationsfähigkeit ­ durch den Erhalt und Ausbau der Forschung und Entwicklungskapazitäten bewahre.

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