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Pischetsrieder

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VW-Affäre: Pischetsrieder: Habe nichts von Schmiergeldern gewusst

Der frühere VW-Chef Pischetsrieder will wie Firmenpatriarch Piëch keine Kenntnis von Schmiergeldzahlungen an Betriebsräte gehabt haben. Mit Piëch habe er über vieles gesprochen, aber nicht über die umstrittenen Abrechnungen, so Pischetsrieder.

Im Prozess um die VW-Korruptionsaffäre hat Ex-Konzernchef Bernd Pischetsrieder Mitwisserschaft in dem Skandal bestritten - ebenso wie zuvor VW-Patriarch Ferdinand Piëch. Schmiergeldforderungen und die umstrittenen Abrechnungsmethoden über Eigenbelege ohne Nachweis seien ihm erst im Nachhinein bekannt geworden, nachdem die Affäre im Juni 2005 aufgeflogen war, sagte Pischetsrieder als Zeuge vor dem Braunschweiger Landgericht. Angeklagt sind dort der frühere VW-Betriebsratschef Klaus Volkert und Ex-Personalmanager Klaus-Joachim Gebauer. Sie müssen sich wegen Anstiftung zur Untreue und Untreue verantworten.

Zu einem Gespräch über den Fortgang des Prozesses trafen am Nachmittag die Parteien zusammen. Ergebnisse wurden zunächst nicht bekannt. Möglicherweise kann das Verfahren gestrafft werden. Bisher ist das Urteil für Ende März vorgesehen.

Pischetsrieder: VW-Sanierung wäre ohne Volkert nicht möglich gewesen

Pischetsrieder sagte aus, er habe gewusst, dass Volkert wie ein Markenvorstand behandelt wurde. Der ehemalige VW-Personalvorstand Peter Hartz habe ihm dies mitgeteilt. Pischetsrieder sagte, das sei ihm "plausibel und richtig" erschienen - angesichts der Rolle, die Volkert im Unternehmen gespielt habe.

Er habe auch die Mitbestimmung bei VW als ausgesprochen positiv empfunden. Die besondere Art der Mitbestimmung in Wolfsburg mit einem engen Schulterschluss von Konzernführung und Betriebsrat war durch den Skandal in Misskredit geraten. "Es ist völlig klar, dass die Sanierung von VW in den neunziger Jahren ohne Herrn Volkert, oder ohne einen Menschen wie Herrn Volkert, nicht möglich gewesen wäre", sagte der ehemalige VW-Chef. Die Wertschätzung des Betriebsrates habe aber überhaupt nichts mit der finanziellen Ausstattung des Betriebsrates zu tun gehabt. Eine Behandlung als Markenvorstand war nach Angaben von Pischetsrieder mit einem Jahresgehalt von 250.000 bis 600.000 Euro verbunden.

Piëch: Kein Interesse an Einzelabrechnungen

Mit seinem Vorgänger, dem späteren Aufsichtsratsvorsitzenden Ferdinand Piëch, habe er über Produkte, Märkte und Technik gesprochen, nicht aber über Reiseabrechnungen, betonte Pischetsrieder. Es habe Dinge gegeben, die den Vorstand nicht interessierten. Auch er selbst sei in seinem Berufsleben nicht auf die Idee gekommen, sich mit einer einzelnen Kostenstelle zu beschäftigen. Ein Unternehmen mit 300.000 Mitarbeitern käme nicht sehr weit, wenn sich der Vorstand mit einzelnen Abrechnungen befassen würde, meinte der frühere VW-Chef. Für Piëch hätten Design, Kosten, Qualität und die Eigenschaften der Fahrzeuge an vorderster Stelle gestanden. Alles andere habe er delegiert. "Es hat ihn schlicht nicht interessiert", sagte Pischetsrieder.

Pischetsrieder trat im April 2002 an die Spitze des Konzerns und wurde Ende 2006 auf Betreiben von Piëch abgelöst. Die VW-Affäre um Lustreisen, Schmiergelder und Partys für Betriebsräte auf Firmenkosten hatte sich überwiegend in den neunziger Jahren abgespielt, in der Ära von Piëch, der damals Vorstandsvorsitzender war. Piëch hatte in der vorigen Woche als Zeuge vor dem Gericht abermals jede Verwicklung in den Skandal bestritten.

Der frühere Büroleiter von Piëch und heutige Audi-Chef, Rupert Stadler, sagte in seiner Vernehmung, er habe mit den Abrechnungen von Betriebsratsreisen überhaupt nichts zu tun gehabt. Wenn Probleme bekanntgeworden wären, sei deren Prüfung Aufgabe der Innenrevision gewesen. Nach nur zehn Minuten wurde Stadler als Zeuge wieder entlassen. (jvo/dpa)

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