zum Hauptinhalt

VW-Affäre: Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Peter Hartz

In der VW-Affäre um Schmiergeldzahlungen und "Lustreisen" für Betriebsräte ist jetzt auch der langjährige Personalvorstand Peter Hartz ins Visier der Justiz geraten.

Braunschweig - Die Staatsanwaltschaft Braunschweig leitete ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Untreue gegen den Anfang Juli abgetretenen Hartz ein und durchsuchte am Freitag auch seine Arbeitsräume bei VW. Beweismaterial sei sichergestellt worden, teilte die Behörde mit.

Die Überprüfung der Zeugenaussagen von Hartz habe Anhaltspunkte dafür erbracht, dass er unter anderem Kenntnis von einem möglichen Spesenbetrug gehabt und diesen gebilligt oder unterstützt haben könnte, berichtete die Staatsanwaltschaft weiter. Dieser wird dem ehemaligen Personalmanager Klaus-Joachim Gebauer vorgeworfen.

In der vergangenen Woche hatte die Staatsanwaltschaft nach einer sechsstündigen Vernehmung von Hartz noch mitgeteilt, dass kein Anfangsverdacht gegen den früheren Arbeitsdirektor besteht. Möglicherweise ist er jedoch tiefer in die Affäre verstrickt als bisher bekannt. Die Staatsanwaltschaft hat nach eigenen Angaben Anzeichen dafür gefunden, dass er bei seiner Vernehmung nicht die Wahrheit gesagt haben könnte.

Hartz hatte laut Staatsanwaltschaft gesagt, selbst von den Unregelmäßigkeiten und Missständen «keine Kenntnis» gehabt zu haben. In einer knapp sechsstündigen Zeugen-Vernehmung hatte er in der vergangenen Woche zwar eingeräumt, «Kontrollen der Verwendung von Geldmitteln» hätten zeitweise offenbar nicht in dem erforderlichen Umfang stattgefunden. Er selbst habe aber nichts gewusst. Nachdem sich die Missstände herausgestellt hätten, habe er als Personalvorstand dafür die Verantwortung übernommen und sei zurückgetreten.

Ein VW-Sprecher bekräftigte in einer ersten Stellungnahme den festen Willen zur Aufklärung aller Vorwürfe in der Affäre. Vorstandschef Bernd Pischetsrieder habe «mehrfach betont, dass alle Hintergründe der Affäre ohne Rücksicht auf Personen und Positionen aufgeklärt werden.»

Niedersachsens Ministerpräsident und VW-Aufsichtsratsmitglied Christian Wulff (CDU) reagierte zurückhaltend. «Wir müssen die gesamten Ermittlungen der Staatsanwaltschaft abwarten. Auch die Wirtschaftsprüfer, die wir beauftragt haben, sind ja noch bei der Erstellung ihres Berichtes. Am Ende wird man dann alles würdigen müssen», sagte er.

Die Staatsanwaltschaft bestätigte ferner, dass auch Gebauer zu den Vorwürfen gegen ihn gehört wurde. Er habe in einer fünfstündigen Vernehmung ausführlich Stellung genommen. Dabei ging es vor allem um angebliche Luxus- und «Lustreisen» von VW-Managern und Betriebsräten. Mit solchen Vergünstigungen sollen Arbeitnehmervertreter in den 90er Jahren auf Linie der Unternehmensführung gebracht worden sein. Angeblich gab es einen Spesentopf, aus dem ohne nähere Detailprüfungen Auslagen erstattet wurden. Auch über Blanko-Schecks wurde berichtet, über die fünfstellige Summen abgerechnet worden sein sollen.

Die Staatsanwaltschaft ermittelte in der Affäre bereits gegen drei Beschuldigte wegen des Verdachts des Betrugs und der Untreue oder der Beihilfe dazu: Gebauer und der frühere Skoda-Personalvorstand Helmuth Schuster hatten die Affäre ins Rollen gebracht, als Tarnfirmen und Manipulationen mit Firmengeldern auffielen, die auf Privatkonten umgeleitet worden sein sollen. Daneben wird mittlerweile auch gegen den langjährigen einflussreichen Betriebsratschef Klaus Volkert im Zusammenhang mit der Abrechnung teurer Dienstreisen ermittelt. Gegen Schuster ist in Indien inzwischen ein Haftbefehl erlassen worden. (tso/dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false