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Wirtschaft: Warnsignale für die Autohersteller

DÜSSELDORF (zel/HB).Sinkende Nachfrage, geringe Renditen sowie der Wegfall der EU-Importquoten für japanische Kraftfahrzeuge werden der deutschen Automobilindustrie 1999 ein niedrigeres Wachstum bescheren.

DÜSSELDORF (zel/HB).Sinkende Nachfrage, geringe Renditen sowie der Wegfall der EU-Importquoten für japanische Kraftfahrzeuge werden der deutschen Automobilindustrie 1999 ein niedrigeres Wachstum bescheren.Zu dieser Prognose kommt das Essener Marktforschungsinstitut "Marketing Systems" in seiner jährlichen Analyse des wichtigsten deutschen Industriezweigs.Gegenüber 1998 würde sich die Produktion um rund drei Prozent von derzeit 5,25 Mill.auf 5,1 Mill.Einheiten verringern, sagte der Geschäftsführer des Instituts, Rudolf Lewandowski, am Mittwoch in Düsseldorf.Anfang 1999 werde der derzeitige Lieferstau weitgehend abgebaut, danach mache sich die insgesamt niedrige Nachfrage in Westeuropa bemerkbar.Für viele Arbeitnehmer bedeute dies den Wegfall von Sonderschichten.

Wie es beim Verband der Automobilindustrie heißt, sind die Auftragsbücher für die ersten sechs Monate des kommenden Jahres noch recht gut gefüllt.Nach der Sommerpause könnte die Lage weniger angenehm werden.Schon seit mehreren Monaten läßt die inländische Nachfrage nach Pkws zu wünschen übrig, die Zahl der Auftragseingänge geht mit konstantem Niveau zurück.

Erfolgsträger der deutschen Automobilindustrie ist in diesem Jahr wieder die Ausfuhr.Etwa zwei Drittel der in der Bundesrepublik hergestellten Pkw und Nutzfahrzeuge gehen inzwischen in den Export.Das unterstreicht, wie wichtig die ausländischen Abnehmer für Volkswagen, Daimler und BMW geworden sind.Doch inzwischen gibt es erste Anzeichen, daß die Exportmärkte nicht mehr so zulegen wie während der vergangenen Monate.

Einzelne europäische Länder, traditionell die wichtigsten Exportmärkte der Deutschen, melden zurückgehende Zulassungszahlen.Dabei sticht besonders Großbritannien negativ hervor, dessen konjunktureller Zyklus ein wenig dem von Kontinentaleuropa vorausläuft.In Italien fällt der Einbruch derzeit drastisch aus, weil es dort keine Abwrackprämie mehr vom Staat für Altfahrzeuge gibt.Aber auch in den USA kommen die meisten angesehenen Forschungsinstitute inzwischen zu dem Schluß, daß der US-Automarkt seinen Zenit überschritten hat.Wachstum ist kaum noch zu erwarten, allenfalls Stagnation.

Der aktuelle Produktionsboom hat Warnungen vom Jahresbeginn fast schon wieder vergessen lassen.IG-Metall-Chef Klaus Zwickel prophezeite im Januar für die nächsten zehn Jahre einen Arbeitsplatzabbau von 200 000 Stellen in der deutschen Automobilindustrie - den nächsten konjunkturellen Abschwung im Blick.Derzeit ist der Höhepunkt in Deutschland mit etwa 720 000 Beschäftigten erreicht.Von den zuletzt eingestellten neuen Mitarbeitern haben viele nur einen befristeten Arbeitsvertrag bekommen.Sie werden zuerst gehen müssen, wenn eine Abwärtsbewegung auf den Automobilmärkten in größerer Breite einsetzen sollte.In gut zwei Jahren laufen bei einigen großen Herstellern zudem auch die Standortverträge zur Beschäftigungssicherung aus - keine guten Aussichten für eine bislang noch erfolgsverwöhnte Industrie.

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