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Wirtschaft: Was Bush für den Dollar tun kann

Europa und die USA müssen ihre Agrarhilfen abbauen Von Anton Börner

Der deutsche Export steht 2005 vor zwei wesentlichen Fragen: Für die kurzfristige Entwicklung, wo geht der Dollar hin? Für die langfristige Entwicklung, gelingt der Abschluss der WTORunde mit einem Impuls für mehr weltwirtschaftliches Wachstum? Kurzfristig werden die Amtseinführung von Präsident George W. Bush und seine notwendigen Bemerkungen zu dem amerikanischen Haushalts- und Handelsbilanzdefizit sowie das spätere Handeln auf beiden Problemfeldern den Kurs des Dollar bestimmen. Das Budgetdefizit lässt sich dabei leichter über Beschlüsse von Regierung und Kongress in den Griff bekommen, beispielsweise auch durch die teilweise Rücknahme von Steuererleichterungen aus der ersten Amtszeit des Präsidenten.

Das Handelsbilanzdefizit hingegen zeigt sich selbst bei dem nachlassenden Dollarkurs robust auf Rekordhöhe, was üblicherweise Ausdruck mangelnder Wettbewerbsfähigkeit ist. Sei es wegen der falschen Exportproduktpalette oder schlechter Konkurrenzfähigkeit beim Preis: Beides Faktoren, die sich nur langfristig korrigieren lassen.

Eine richtige Krise bekämen wir dann, wenn das Vertrauen in die Finanzierung des US-Defizits in einem Land wie beispielsweise Japan schwinden würde.

Mit protektionistischer Klientelpolitik für amerikanische, nicht wettbewerbsfähige Produzenten kann der schleichende Niedergang des Dollarkurses nicht aufgehalten werden und der Vertrauensverlust in den Dollar wird sich beschleunigen. Mit fatalen Wirkungen auf die deutschen Exporte, denn dann dürften wir die Schmerzgrenze bald erreichen.

Die USA und Europa brauchen beide den erfolgreichen Abschluss der WTO-Runde für kräftiges weltwirtschaftliches Wachstum, um auch die eigenen Exportaussichten zu stärken. Scheitern die WTO-Verhandlungen, würde auf lange Sicht ein Wettbewerb um partielle Handelsvorteile in bilateralen, bestenfalls regionalen Handelsabkommen eintreten. Dies ebenfalls mit fatalen Wirkungen für unsere Exporte, denn gerade Deutschland als Exportweltmeister braucht weltoffene Märkte für den ungehinderten Absatz seiner Produkte. Ein Rückfall zu Zoll- und Handelsschranken über bilaterale Abkommen behindert auch deutsche Investitionen für Produktionsstandorte vor Ort zu Lasten der deutschen Wirtschaft.

Für einen erfolgreichen Abschluss der WTO-Runde brauchen wir das Einverständnis der USA zum Abbau der Agrarsubventionen. Gelingt dies nicht – stellen also die USA oder Europa die Eigeninteressen der Landwirtschaft über die enorme Wachstumsaussicht der Weltwirtschaft – wird es nur ein Weiterwursteln mit allen negativen Folgen bei Subventionen und Haushaltsdefiziten. Das würde zu schwachem Wachstum der Gesamtwirtschaft führen. Hier kann die Bundesregierung ihren Einfluss auf eine weltoffene Handelspolitik und damit einen positiven WTO-Abschluss bei der EU-Kommission in Brüssel und am Verhandlungstisch einbringen.

Die zweite Bush-Administration hat es in der Hand, mit einer Stabilisierung und Stärkung des Dollars die notwendigen Impulse für ein Vertrauen in die US-Wirtschaft zu setzen. Dies ist letztlich für das wohlverstandene gemeinsame Interesse der USA und deren Handelspartner notwendig.

Anton Börner ist der Präsident des Bundesverbands des deutschen Groß- und Außenhandels (BGA) und spricht damit für die Exportwirtschaft. Der 50-jährige Betriebswirt ist Inhaber der Firma Börner + Co, einem Sanitär-Heizungsgroßhandel in Ingolstadt.

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