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Die Stärke des Drachen. 59 Prozent der Deutschen empfinden Chinas politische Macht als Bedrohung.

© Reuters

Was Deutsche über China wissen: Die unbekannte Macht

Die Chinesen kaufen sich in Deutschland ein. Aber Deutsche wissen nur wenig über die neuen Partner.

Kennen Sie Huawei? Womöglich nicht, denn nur jedem fünften Deutschen ist der chinesische Hightech-Konzern bekannt. Dabei ist das größte private Unternehmen Chinas auch das größte chinesische Unternehmen in Deutschland. Huawei verkauft Technik für Kommunikationsnetze, aber auch Mobiltelefone. Seit 2001 ist das Unternehmen in Deutschland aktiv und beschäftigt hier inzwischen mehr als 1700 Menschen an 18 Standorten. Gerade ist Huawai zum drittgrößten Smartphone-Hersteller weltweit aufgestiegen, hinter Samsung und Apple. Während aber nur 30 Prozent der Deutschen Lenovo ein Begriff ist, das damit das bekannteste chinesische Unternehmen hierzulande ist, kennen umgekehrt 87 Prozent der Chinesen Siemens.

Deutsche halten Wirtschaftsbeziehung zu China für wichtiger als zu den USA

Und wenn Deutsche an China denken, dann fällt 37 Prozent von ihnen zunächst der Begriff Wirtschaftsmacht ein. Auch das ist ein Ergebnis der Studie „Deutschland und China – Wahrnehmung und Realität“, die Huawei nach 2012 zum zweiten Mal in Auftrag gegeben hat. Durchgeführt wurde sie vom German Institute of Global and Area Studies (GIGA) und TNS Emnid. Demnach erachtet die Mehrheit der Deutschen (84 Prozent) die Wirtschaftsbeziehungen zu China für ebenso wichtig (57 Prozent) oder wichtiger (27 Prozent) als die zu den USA.

Während die Chinesen ein eher positives Bild von Deutschland haben, „ist die Einstellung der deutschen Öffentlichkeit gegenüber China ambivalent“, sagt Patrick Köllner, Direktor des GIGA Institut für Asien-Studien. Im wirtschaftlichen Bereich werde chinesischen Produkten internationale Wettbewerbsfähigkeit attestiert. „Die Qualität chinesischer Produkte, das dortige Verhältnis von Innovation und Imitation und auch das vielfach vermutete Ausspähen industrieller Geheimnisse bleiben jedoch weiterhin wichtige Themen“, sagt Köllner. Sorge bereite vielen Deutschen Chinas wachsendes politisches und militärisches Gewicht. Viele Deutsche sehen „die Situation in den Bereichen Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit, freie Meinungsäußerung sowie Umgang mit der natürlichen Umwelt kritisch.“ Die Studie zeige auch, dass Chinas Image in Deutschland dem der USA oder Japans hinterherhinkt. Überraschend fand Köllner, dass China im direkten Ländervergleich aber besser abschneidet als Russland und Indien.

Die wirtschaftliche Stärke Chinas macht vielen Menschen Angst

Mehr als jeder zweite Deutsche (60 Prozent) hält den Einfluss Chinas auf die deutsche Wirtschaft für groß oder sehr groß. Knapp die Hälfte der Deutschen ist angesichts der wirtschaftlichen Stärke Chinas besorgt. So auch die deutschen Maschinenbauer. China ist ihr wichtigster Exportmarkt. Doch die chinesische Konkurrenz wächst rasant – und ist billiger. Um im Preiskampf mithalten zu können, stellen sich die deutschen Maschinenbauer darauf ein, Abstriche bei der Qualität zu machen. „Wenn wir uns nur auf High-Tech-Produkte konzentrieren, laufen wir an die Wand“, sagte der Präsident des Branchenverbands VDMA, Reinhold Festge, am Dienstag in Frankfurt am Main. An der Spitze der Technologiepyramide sei der Markt zu klein. Der VDMA legte dazu eine Studie der EAC-Euro Asia Consulting vor, wonach sich chinesische Betriebe vor allem im Service sowie im wichtigen mittleren Preissegment im Vorteil gegenüber deutschen Firmen sehen. Und das mittelfristig nicht nur in China, sondern international. Darauf müsse die deutsche Industrie Antworten finden, konstatierten die Autoren der Studie.

Gabelstapler, Modulhersteller, Autohersteller - die Chinesen bringen Kapital nach Europa

Im vergangenen Jahr haben Investoren aus China 120 Firmen und -beteiligungen in Europa erworben, 25 davon in Deutschland. Prominentes Beispiel ist der Gabelstaplerhersteller Kion, in den die Staatsfirma Weichai Power 1,1 Milliarden Euro investierte – die größte Direktinvestition aus China in ein deutsches Unternehmen. Weiteres Beispiel ist die Chint-Gruppe, die Anfang Januar ein Werk des Solarmodulherstellers Conergy in Frankfurt (Oder) übernommen hat. Am Dienstag stellten die Chinesen dort ihre Pläne für die neue Fertigung vor. Rund 200 Arbeitsplätze sollen in Frankfurt gesichert werden. Auch der kriselnde Autohersteller PSA Peugeot Citroën berät über den Einstieg eines chinesischen Konkurrenten. Der Autobauer Dongfeng und der französische Staat sollen mit jeweils 800 Millionen Euro einsteigen. PSA braucht dringend frisches Kapital.

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