zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Weg frei für die neue Berliner Volksbank

BERLIN (dr). Im Berliner Hyatt Hotel am Potsdamer Platz tagten am Freitag die Vertreterversammlungen der beiden Genossenschaftsbanken von Berliner Volksbank und Grundkreditbank-Köpenicker Bank um über eine Fusion der beiden Institute rückwirkend zum 1.

BERLIN (dr). Im Berliner Hyatt Hotel am Potsdamer Platz tagten am Freitag die Vertreterversammlungen der beiden Genossenschaftsbanken von Berliner Volksbank und Grundkreditbank-Köpenicker Bank um über eine Fusion der beiden Institute rückwirkend zum 1.Januar zu beschließen. Entscheidungen waren bis zum Redaktionsschluß noch nicht gefallen, doch galt die Zustimmung als sicher.

Durch die Fusion der Berliner Volksbank mit der Grundkreditbank - Köpenicker Bank (GKB) wird nun in Berlin das neue Prinzip der Genossen, "Ein Markt, eine Bank", durchgesetzt. Die Berliner Volksbank, bisher schon die größte Volksbank in Deutschland, rückt durch die Fusion mit einer Bilanzsumme von rund 29 Mrd. DM zur größten genossenschaftlichen Primärbank noch vor der Deutschen Ärzte- und Apothekerbank auf. Das neue Institut wird rund 540 000 Kunden betreuen, 800 000 Konten führen und ein Kreditvolumen von etwa 16 Mrd. DM verwalten. Es startet frei von Altlasten, denn der Genossenschaftsverband hat sich bereits im Vorfeld der Fusion bereiterklärt, für alle Altlasten der beiden Institute einzustehen.

Als Vorstandsvorsitzender ist Karl Kauermann, bisher Vorstandsvorsitzender der GKB vorgesehen. Seine Berufung durch den Aufsichtsrat war bei Redaktionsschluß noch nicht erfolgt, galt aber als sicher. Kauermann sanierte die Hessische Landesbank und wurde von der DG Bank und dem Verband nach Berlin entsandt, um die Grundkreditbank zu retten. Die Köpenicker Bank war schon vorher mit der GKB fusioniert worden, um sie vor dem Zusammenbruch zu retten. Der Vorstandsvorsitzende der Berliner Volksbank, Rudolf Prast, hatte schon frühzeitig seinen Verzicht auf die Führungsposition bei der neuen Bank signalisiert. Er gilt als effektiver Mann nach innen.

Prast wird aber ebenso wie die bisherigen Vorstandsmitglieder der Volksbank, Peter Hanker und Peter A. Rucker im neuen Vorstand der Berliner Volksbank vertreten sein. Aus der GKB sollen Maximilian Bauer, Helmut Bayer und Gert Schemmann entsendet werden. Neu in den Aufsichtsrat rücken (wie berichtet) für die Anteilseigner Dietmar Winje (Bewag), Harald Joachim Joos (Schindler), Bedo Panner (DG Bank) und Fred-Raimund Winkler (Berliner Baugenossenschaft) auf. Der langjährige Aufsichtsratsvorsitzende der GKB, Karlheinz Knauthe wird nicht mehr zur Verfügung stehen.

Kauermann rechnet damit, daß sich das Ergebnis des fusionierten Instituts um jährlich 70 bis 80 Mill. DM verbessern läßt. Allerdings ist die Ausgangslage mager. Bei der Berliner Volksbank fiel das Betriebsergebnis vor Risikovorsorge unbestätigten Berichten zufolge um gut 20 Prozent auf 89,7 Mill. DM. Die Risikovorsorge dürfte sich auf rund 160 Mill. DM belaufen. Der ausgewiesene Bilanzgewinn reduzierte sich auf 16 (Vorjahr 24,6) Mill. DM, soll aber mit der Auflösung stiller Reserven erkauft worden sein. Erstmals muß der Sicherungsfonds für einen Teil der Risiken einspringen. Unbestätigten Berichten zufolge sollen sich die gesamten Risiken auf rund 250 Mill. DM belaufen. Bei der Grundkreditbank sank das Ergebnis im vergangenen Jahr von minus 20,8 Mill. DM auf minus 35,6 Mill. DM. Nach einem Zuschuß des Verbandes weist die GKB einen Jahresüberschuß von 13,3 (Vorjahr minus 6,3) Mill. DM aus. Insgesamt hat die Sicherungseinrichtung des Verbandes für die GKB 759 Mill. DM übernommen. Allein für das vergangene Jahr muß er mit 322 Mill. DM einspringen.

Bis Ende 2000 soll ein Teil der Synergien aus der Fusion umgesetzt worden sein, insgesamt werde der Prozeß wohl drei Jahren dauern, so Kauermann. Die Bilanzsumme soll in den kommenden zehn Jahren auf etwa 50 Mrd. DM gesteigert werden. Bei den Geschäftsstellen werden zwar einige doppelte geschlossen, eine Reduzierung der Gesamtzahl von 120 ist aber nicht geplant. Im Gegenteil: Es sollen noch bis zu 35 neue Geschäftsstellen hinzukommen. Ebenso sind Aktivitäten im Internet geplant. Das neue Institut soll sich auf den Vertrieb und die Beratung konzentrieren. Großkunden sollen gemeinsam mit der DG Bank betreut werden. Von dem genossenschaftlichen Spitzeninstitut sollen auch Produkte übernommen werden.

Von den derzeit rund 3200 Stellen sollen etwa 400 abgebaut werden, vor allem im zentralen Bereich. Betriebsbedingte Kündigungen sind - dies ist mit den Betriebsräten vereinbart - ausgeschlossen. Der Marktanteil der Genossen soll steigen. Bisher haben die beiden Banken im Privatkundengeschäft in Berlin einen Marktanteil von rund 11 (Sparkasse 34) Prozent und in der Region von 18 (67) Prozent. Die Zielgruppe reicht hier bis zum gehobenen Privatkunden. Das Privatbankhaus Gries & Heissel, Tochter der GKB, steht dem Vernehmen nach zum Verkauf.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false