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Chinas Wirtschaft wächst deutlich langsamer als in der Vergangenheit.

© dpa

Weltwirtschaft: Chinas Wirtschaft wächst so langsam wie seit 24 Jahren nicht mehr

Das Wirtschaftswachstum in China hat sich deutlich abgeschwächt: So niedrig wie im vergangenen Jahr war es zuletzt 1990. Auch die Weltwirtschaft schwächelt. Der Internationale Währungsfonds hat seine Prognose gesenkt.

Chinas Wirtschaft wächst so langsam wie seit 1990 nicht mehr. Das Wachstum der zweitgrößten Volkswirtschaft der Erde ging im vergangenen Jahr auf 7,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück. Es ist das langsamste Wachstum seit 24 Jahren - also seit der blutigen Niederschlagung der chinesischen Demokratiebewegung, als internationale Wirtschaftssanktionen gegen China verhängt worden waren. 

Nach Angaben des Statistikamtes vom Dienstag in Peking wuchs die Wirtschaftsleistung im vierten Quartal wie im Quartal davor nur noch um 7,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Damit wurde das Ziel der Regierung, die 7,5 Prozent für das ganze Jahr angestrebt hatte, erstmals seit Ende der 90er Jahre - wenn auch nur knapp - verfehlt. 2012 und 2013 waren bei gleicher Vorgabe aus Peking jeweils 7,7 Prozent Wachstum erreicht worden.

Die schlechten Zahlen treffen auch die deutsche Wirtschaft

Die schwächere Konjunktur wird sich nach Angaben des Präsidenten der Europäischen Handelskammer in China, Jörg Wuttke, auch auf die deutsche und europäische Wirtschaft auswirken. Die Erwartungen an Wachstum und Margen in China müssten in den nächsten zwei, drei Jahren zurückgeschraubt werden. Auch dürften Investitionen hinausgezögert werden. „Aber keiner kann den Markt vernachlässigen“, sagte Wuttke. „China wird mittel- und langfristig wieder extrem wichtig werden.“

Als besondere Herausforderungen für China nannten Experten die schwache Weltkonjunktur, den verlangsamten Wohnungsmarkt und die gedämpfte heimische Nachfrage. Trotzdem bewertete Statistikchef Ma Jiantang die Entwicklung bei der Vorlage der Zahlen insgesamt positiv. Die Wirtschaft entwickele sich in der „neuen Normalität“ beständig. Er sah „positive Trends“ wie stabiles Wachstum, eine optimierte Struktur und ein verbessertes soziales Netz.

Der IWF hat seine Prognose für China nach unten korrigiert

Das Wachstum der Industrieproduktion verlangsamte sich im vergangenen Jahr auf 8,3 Prozent, nachdem es im Jahr zuvor noch 9,7 erreicht hatte. Die Anlageinvestitionen kühlten sich auch ab und legten nur um 15,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu. Besonders die Investitionen im überhitzten Immobiliensektor gingen um 9,3 Punkte auf 10,5 Prozent zurück. 

Wegen der schlechteren Wachstumsaussichten korrigierte der Internationale Währungsfonds (IWF) seine bisherige Vorhersage für China am Dienstag um 0,3 Punkte auf 6,8 Prozent in diesem Jahr und um 0,5 Punkte auf 6,3 Prozent im nächsten Jahr nach unten.

Auch die Weltwirtschaft schwächelt

Trotz des Rückenwinds durch den niedrigen Ölpreis senkt der IWF seine Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft. Grund dafür seien etwa schwächere Aussichten in China, Russland, Japan und im Euro-Raum, teilte der Internationale Währungsfonds (IWF) am Dienstag mit. Die globale Wirtschaftsleistung werde dieses Jahr um 3,5 Prozent zulegen und 2016 um 3,7 Prozent - und damit je 0,3 Punkte weniger als noch im Oktober erwartet. Auch für Deutschland zeigten sich die IWF-Ökonomen skeptischer. Unter den großen Volkswirtschaften hätten sich einzig die Chancen für die USA verbessert. Der US-Wirtschaft traut der Fonds 2015 ein Plus von 3,6 (bisher: 3,1) Prozent zu und 2016 von 3,3 (3,0) Prozent.

“Das globale Wachstum wird einen Schub vom niedrigen Ölpreis bekommen“, prognostizierten die IWF-Experten. Öl habe sich seit September um rund 55 Prozent verbilligt. Der positive Effekt, dass die Kosten der Unternehmen sinken und die Kaufkraft der Verbraucher steigt, werde aber durch andere negative Einflüsse mehr als wettgemacht. So gebe es weiter eine Investitionsschwäche in vielen Industrie- und Schwellenländern. Zudem laufe es in einigen Regionen nicht so gut wie erhofft. So seien Stagnation und niedrige Inflation nach wie vor ein Grund zur Sorge in Japan und der Euro-Zone.

Wenig Wachstum im Euro-Raum - Rezession in Russland

Für den Währungsraum erwartet der IWF 2015 nur noch einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,2 (1,4) Prozent und für 2016 von 1,4 (1,7) Prozent. Für Deutschland sagt der IWF nur noch ein Plus von 1,3 (1,5) Prozent beziehungsweise von 1,5 (1,8) Prozent voraus. Während die Prognose für Frankreich leicht auf 0,9 Prozent in diesem Jahr und 1,3 Prozent im nächsten gesenkt wurde, zeigten sich die Experten deutlich skeptischer für Italien. Die drittgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone werde nach drei Rezessions-Jahren 2015 nur leicht um 0,4 Prozent wachsen.

Für 2016 wird ein Plus von 0,8 Prozent erwartet. Damit kappte der IWF die Aussichten jeweils um einen halben Prozentpunkt.

Auch die Rubel-Abwertung und der niedrige Ölpreis machen sich bemerkbar

Noch drastischer senkte der Fonds seine Prognose für Russland und begründete dies mit dem niedrigen Ölpreis, der Rubelabwertung und der Ukraine-Krise. So werde die Wirtschaft im größten Land der Erde in diesem Jahr um drei Prozent schrumpfen und im nächsten nochmals um ein Prozent. Zum Vergleich: Bisher hatte der IWF für 2015 noch ein leichtes Plus veranschlagt.

Der IWF plädierte dafür, die Wachstumskräfte zu stärken und rief in erster Linie Industriestaaten auf, mehr in die Infrastruktur wie Straßen, Brücken und Versorgungsnetze zu investieren. In vielen Wirtschaftsräumen müsse die Geldpolitik die Konjunktur weiter anschieben und dabei auch unkonventionelle Schritte einleiten, betonte der IWF - ohne jedoch die Europäische Zentralbank ausdrücklich zu nennen. Die EZB entscheidet am Donnerstag darüber, ob sie ihr umstrittenes Programm zum Kauf von Staatsanleihen startet. (dpa, rtr)

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