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Wirtschaft: Wenn Betriebsräte Allianzen schmieden

DÜSSELDORF (zel/HB).Die Arbeitnehmervertretung der Daimler-Benz AG will mit neuen Organisationsformen auf die in der kommenden Woche anstehende Fusion mit der Chrysler Corporation reagieren.

DÜSSELDORF (zel/HB).Die Arbeitnehmervertretung der Daimler-Benz AG will mit neuen Organisationsformen auf die in der kommenden Woche anstehende Fusion mit der Chrysler Corporation reagieren.Belegschaftsvertreter des amerikanischen Automobilherstellers sollen künftig in die europäische Betriebsräte-Struktur eingebunden werden.In den nächsten Monaten soll auf diese Weise eine Art internes transatlantisches Bündnis entstehen.

"Wir müssen unsere eigenen Informationsstrukturen aufbauen", betont Alfons Görgemanns, stellvertretender Gesamtbetriebsratsvorsitzender von Daimler-Benz, im Gespräch mit dem in Düsseldorf erscheinenden Handelsblatt.Wenn der gesamte Konzern viel stärker international aufgestellt werde, müsse auch die Arbeitnehmerseite entsprechend reagieren.

Doch das ist alles andere als einfach."Wir in Deutschland haben völlig andere Strukturen in der Arbeitnehmervertretung", sagt Görgemanns.Die amerikanische Seite könne etwa mit dem deutschen Begriff der Mitbestimmung nicht allzuviel anfangen.Für die Daimler-Betriebsräte habe allein schon das praktische Problem bestanden, in der Chrysler-Zentrale in Auburn Hills den richtigen Ansprechpartner zu finden.Ohne die Unterstützung der Gewerkschaften, von IG Metall und deren amerikanischem Gegenstück UAW, wäre die erste Kontaktaufnahme kaum möglich gewesen.

Eine Übertragung des deutschen Betriebsräte-Modells auf die Vereinigten Staaten und Chrysler ist allein schon rechtlich überhaupt nicht möglich.Die Arbeitnehmerbank von Chrysler soll deshalb zumindest informell an einen Betriebsrat angebunden werden.Dazu wird ein neuer Arbeitskreis als Teil des bereits bestehenden Euro-Betriebsrates gegründet.Görgemanns will außer den Chrysler-Beschäftigten auch die Mitarbeiter anderer außereuropäischer Daimler-Werke mit in dieses neue Gremium aufnehmen.

Durch den Wechsel des zweiten IG-Metall-Vorsitzenden Walter Riester als Arbeitsminister in die neue Bundesregierung ist auch im Daimler-Chrysler-Aufsichtsrat Platz geworden für einen Vertreter der amerikanischen Gewerkschaft UAW.Riesters Sitz im Aufsichtsrat wird Stephen Yokisch, Präsident der US-Gewerkschaft übernehmen.Daimler-Betriebsrat Görgemanns hält es durchaus nicht für ausgeschlossen, daß sich die Verhandlungskultur im Aufsichtsrat durch den Einzug der Amerikaner ändern könnte."Vielleicht wird mehr aus dem Aufsichtsrat herausgenommen und vorher informell geklärt", erwartet Görgemanns.

Froh ist der Betriebsrat darüber, daß sich Daimler-Benz und Chrysler in der Phase eines konjunkturellen Hochs für den Zusammenschluß entschieden haben.Der Druck auf die Belegschaften sei derzeit nicht allzu stark, mit möglichen Werksschließungen und einem starken Stellenabbau wie bei anderen Fusionen müsse deshalb nicht gerechnet werden.Eine Garantie für die Zukunft sei das allerdings unter keinen Umständen."Das Automobilgeschäft bleibt zyklisch", sagt Görgemanns.

Für Diskussionsstoff ist dennoch gesorgt: Mit einer Entscheidung über die künftige Höhe der Vorstandsgehälter rechnet der Daimler-Betriebsrat nicht in den nächsten Wochen."Die Startphase wird niemand mit einer größeren Diskussion über die Vorstandsbezüge belasten", begründet Alfons Görgemanns seine Prognose.Allerdings läßt der Betriebsrat durchblicken, daß die Gehälter der deutschen Vorstände durchaus in Richtung amerikanischer Verhältnisse steigen könnten.Ein Jahresbetrag von 20 Mill.US-Dollar wie für Chrysler-Chef Robert Eaton ist für den Arbeitnehmervertreter aber nicht vorstellbar.

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