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Wirtschaft: Wenn Karriere kostet

Hebammen müssen für ihre Weiterbildung selbst aufkommen. In vielen anderen Gesundheitsfachberufen kostet schon die Ausbildung. Doch die Investition lohnt sich

Linda Kurzweil hätte sich wohl auch für den Beruf entschieden, wenn sie für die Ausbildung hätte zahlen müssen. Die heute 38-Jährige wollte unbedingt Hebamme werden. Drei Jahre hat sie nach einem Ausbildungsplatz gesucht, 30 Absagen hat sie auf ihre Bewerbungen hin bekommen. Bis es endlich geklappt hat.

Inzwischen hat sie die Lehre hinter sich, seit fast einem Monat arbeitet sie nun in dem Beruf, der ihr so am Herzen liegt. Sie begleitet Frauen während der Schwangerschaft, ist bei der Geburt dabei und besucht sie am Wochenbett.

Hebamme wollen wie Linda Kurzweil viele werden. Wie andere Gesundheitsfachberufe ist der Job sehr begehrt – und die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen größer als das Angebot.

Anders aber als Logopäden, Rettungsassistenten, Physiotherapeuten oder Heilerziehungspfleger, die ihren Beruf in Berlin meist an kostenpflichtigen Schulen lernen, musste Linda Kurzweil für ihre Ausbildung nicht einige tausend Euro investieren. Anders als die Azubis dieser Berufe hat sie sogar eine Ausbildungsvergütung erhalten. Je nach Lehrjahr waren das 807 bis 966 Euro im Monat. Im Vergleich ist sie da gut weggekommen. Doch auch eine Lehre, für die man zahlen muss, kann sich durchaus lohnen.

HEBAMME/ENTBINDUNGSPFLEGER

Die Ausbildung zur Hebamme dauert drei Jahre. Sie beinhaltet eine theoretische Ausbildung mit 1600 Stunden Blockunterricht und einen hohen Praxisanteil. Mindestens 3000 Stunden arbeiten die Schüler in den Vivantes Kliniken, Hebammenpraxen oder Geburtshäusern.

„Wer den Beruf wählt, muss sich darüber klar sein, dass man nicht nur schöne Dinge erlebt“, sagt Linda Kurzweil. So muss sie etwa auch aushalten, wenn etwas in einer Schwangerschaft oder bei der Geburt nicht gut läuft. „Eine Hebamme braucht psychische Stabilität und Durchsetzungsvermögen“, sagt sie.

Zudem sind Hebammen oft selbstständig und ihr Verdienst ist nicht sehr hoch. Für einen Wochenbettbesuch etwa erhalten sie 26,52 Euro brutto – egal ob er zwanzig Minuten oder eine Stunde dauert. Die Sozialabgaben sind davon noch abzuziehen, ebenso die Kosten für die Haftpflichtversicherung. Im Pflegedienst bei einer Kommune angestellt erhält eine Hebamme dagegen ein festes Gehalt von 2352 bis 2787 Euro brutto monatlich.

Kaum in ihrem Beruf angekommen plant Linda Kurzweil nun ihre erste Fortbildung: „Der Akupunktur-Bereich interessiert mich“, sagt sie. Hundert Euro im Monat über eineinhalb Jahre kostet ein Kurs. Doch das ist es ihr wert. Hebamme ist nach wie vor ihr Traumberuf. „Spezialisierungen sind in dem Beruf immer ratsam“, lobt Susanne Simon von der Vivantes Hebammenschule in Berlin Neukölln.

PODOLOGE

Gereizte Knochenhaut, eingerollte Nägel oder Druckstellen am Fuß: Das sind Fälle für den Podologen, den medizinischen Fußpfleger. Er stabilisiert mit Verbänden, behandelt Warzen und fertigt Einlagen an. Die Ausbildung dauert zwei, berufsbegleitend drei Jahre. Bewerben kann sich, wer mindestens einen erweiterten Hauptschulabschluss hat. Und für die Kosten von rund 10 000 Euro aufkommt.

Das ist viel Geld. Doch die Investition lohnt sich, sagt der Berufsberater der Agentur für Arbeit, Manfred Fink: „Podologen haben gute Berufschancen, auch weil die Bevölkerung immer älter wird.“ Das heißt, dass es mehr therapiebedürftige Füße gibt. Durch die hohen Schulkosten sollte man sich nicht abschrecken lassen, rät Fink. „Es gibt die Möglichkeit einer Ausbildungsbeihilfe. Man kann Bafög beantragen. Je nach Fall erhält man von der Arbeitsagentur Bildungsgutscheine.“

Ausgebildete Podologen beziehen monatlich je nach Job 2277 bis 2520 Euro brutto. Sie sind in Krankenhäusern und Arztpraxen angestellt oder machen sich mit einer eigenen Praxis selbstständig.

Auch in diesem Beruf muss man sich ständig weiterentwickeln. Eineinhalb Tage Pflichtfortbildung stehen jährlich an: „Sie kostet zwischen 100 und 200 Euro pro Tag“, berichtet der Vorsitzende des Landesverbandes der Podologen in Berlin-Brandenburg,Torsten Seibt.

PSYCHOLOGISCHER PSYCHOTHERAPEUT

Die Voraussetzungen sind hoch. Wer Psychologischer Psychotherapeut werden will, muss einen Diplom- oder Masterabschluss im Fach Psychologie vorweisen. In drei bis fünf Jahren, je nachdem ob es sich um eine Vollzeit- oder eine Teilzeitausbildung handelt, lernt man mittels wissenschaftlich anerkannter Verfahren psychische und psychosomatische Störungen zu diagnostizieren, sie zu lindern oder heilen.

Wie teuer die Ausbildung ist, hängt von der Art der Spezialisierung ab, erklärt Jens Hendrik Maier vom Verband Psychologischer Psychotherapeuten: So sei die Ausbildung zum Verhaltenstherapeuten günstiger als die zum Psychoanalytiker. Zwischen 26 250 Euro und 22 900 Euro kostet etwa die berufsbegleitende Ausbildung des Berliner Instituts für Psychologische Psychotherapie.

Die Kosten sind zwar hoch. „Im besten Fall hat man sie aber in drei bis vier Jahren wieder reingeholt“, sagt Maier. Denn man wird in dem Job ganz gut bezahlt. Ein angestellter Psychotherapeut verdient im Monat 3615 bis 4758 Euro brutto.

Auf Bafög kann man während der Ausbildung allerdings nicht hoffen: „Schließlich hat man schon eine Ausbildung abgeschlossen“, sagt Berufsberater Fink. Auch Bildungsgutscheine können nicht eingesetzt werden.

Dafür haben auch Psychologische Psychotherapeuten gute Perspektiven auf einen Job, sagt der Berufsberater.

In Berlin könnte das aber etwas schwieriger werden, die Stadt biete keinen optimalen Bedingungen, meint dagegen Verbandssprecher Maier. Hier gebe es eine Überversorgung: „In den ländlichen Gebieten aber, vor allem im Osten, werden Psychotherapeuten jedoch gebraucht.“

Maria Maas

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