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Die Berliner Sparkasse bietet Firmenkunden aufgrund von Corona eine Tilgungsaussetzung an.

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Wenn Kredite nicht reichen: Berliner Sparkasse hält Beteiligung des Landes an Firmen für denkbar

1200 Berliner Firmen haben über die Sparkasse schon KfW-Darlehen beantragt. Chef Johannes Evers hält aber auch Landesbeteiligungen für eine Option.

Von Carla Neuhaus

Die Firmenberater der Berliner Sparkasse haben derzeit gut zu tun. 1200 Unternehmen aus der Stadt haben in den vergangenen Tagen bereits einen KfW-Kredit bei ihnen beantragt. Insgesamt geht es um eine Summe von 400 Millionen Euro. Geprüft würden diese Anträge wie jede andere Kreditanfrage auch, sagte Sparkassenchef Johannes Evers am Dienstag bei einem Pressegespräch.

Zwar übernimmt der Bund dabei das Risiko für 80 bis 90 Prozent der Kreditsumme. Evers aber sagt: „Die Mittel müssen zu 100 Prozent zurückgezahlt werden können.“

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Firmen, die bei der Sparkasse schon vor der Coronakrise einen Kredit aufgenommen haben und nun Schwierigkeiten bekommen, bietet das Institut an, die Tilgung auszusetzen. Vorerst für ein halbes Jahr können sie in Rücksprache mit der Bank die Rückzahlung ihres Kredits aussetzen. „Wir haben bereits 2000 Anfragen zur Tilgungsaussetzung bekommen“, sagt Evers. Und es gebe noch genug Spielraum nach oben. Insgesamt hat die Sparkasse dafür einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag eingeplant.

Auch eine Beteilung des Landes Berlin an Firmen denkbar

Doch ob das zusammen mit den Fördermitteln des Landes reicht, um Firmen über Wasser zu halten? Evers ist sich da nicht so sicher und kann sich seitens der Politik noch drastischere Maßnahmen vorstellen. „Ich halte es durchaus für eine Option, dass sich die öffentliche Hand an Firmen beteiligt“, sagt er. Spekuliert wird über eine Staatsbeteiligung bislang vor allem bei Großkonzernen. Sparkassen-Chef Evers hält das aber auch für Mittelständler für denkbar. „Das sind ungewöhnliche Zeiten“, sagt er. „Da kann ich mir vorstellen, dass auch das Land Berlin sich an Unternehmen beteiligt.“ Eine hundertprozentige Übernahme durch das Land schwebt ihm zwar nicht vor. Er sagt jedoch: "Wer Zuschüsse haben möchte, der muss bereit sein, Anteile abzugeben."

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In der Berliner Wirtschaft kommt der Vorschlag nicht gut an. Das gehe in die völlig falsche Richtung, heißt es da. Erst einmal müsste man versuchen, die Firmen mit den bereits beschlossenen Maßnahmen zu stabilisieren: Neben KfW-Krediten und Fördermitteln helfen auch Kurzarbeit und Steuerstundungen. Deshalb heißt es in der Berliner Wirtschaft, man sei noch lange nicht so weit, um über eine Landesbeteiligung an Firmen zu sprechen. Zumal die Frage sei, wo man da die Grenze ziehe: Sollte das Land nur bei systemrelevanten Firmen einsteigen? Wenn ja, welche sind das?

Unterstützung hat der Staat auch Verbrauchern zugesagt: Banken sollen ihnen Kreditraten stunden, wenn sie aufgrund von Corona in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Genutzt wird das derzeit aber kaum. „Bislang haben wir nur einzelne Nachfragen dazu“, sagt Evers. Verbraucher, die aufgrund von Corona nun Schwierigkeiten bei der Rückzahlung bekommen, sollen ihr Darlehen für drei Monate pausieren können. So hat es die Bundesregierung beschlossen.

Nur 29 Filialen geöffnet

Die Berliner Sparkasse selbst sieht sich für die Corona-Krise gut gerüstet. Wie sich das in der Bilanz des Geldinstituts niederschlagen wird, mag Institutschef Evers zwar noch nicht vorhersagen. Das vergangene Jahr aber ist gut gelaufen, der Gewinn um fünf Millionen auf 103 Millionen Euro gestiegen. Auch konnte das Institut seine Reserve aufstocken, was nun in der Krise helfe.

Aufgrund von Corona sind von 80 Filialen der Sparkasse derzeit nur 29 für Kunden geöffnet. Wie andere Geldhäuser auch hatte sich die Sparkasse entschieden, einen Teil der Filialen vorerst geschlossen zu halten. Im Gegenzug habe man die Kapazitäten in der Telefonberatung erhöht. Bislang funktioniere das gut – die weiterhin geöffneten Filialen würden nicht überrannt – im Gegenteil. „Die geöffneten Standorte werden derzeit weniger als üblich besucht“, so Evers. Er stellt derweil noch einmal klar, dass die Bargeldversorgung gesichert ist und sagt: „Unsere Geldautomaten sind voll.“

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