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Wirtschaft: Wenn Neugier viel Geld kostet

0190-Nummern sind in Verruf geraten – doch nicht hinter jeder Nummer steckt ein Betrüger

Berlin. Susanne M. packte die Neugierde. Ein Anruf in Abwesenheit. Auf ihrem Handy-Display erschien eine ihr unbekannte Nummer. Ohne nachzudenken wählt sie und landet bei einer kostenpflichtigen 0190-Hotline. „Ich habe sofort aufgelegt“, sagt die 16-Jährige. Der Schaden hielt sich daher in Grenzen: 1,86 Euro. Weniger Glück hatte Markus B. Beim Surfen im Internet konnte er der Einladung auf die persönliche Homepage einer unbekannten Schönheit nicht widerstehen. Aus dem ersehnten Herzklopfen wurde aber nichts. Das stellte sich erst ein, als die nächste Telefonrechnung kam. 1000 Euro kostete ihn der Klick.

Einzelfälle? Keinesfalls, es gibt Anbieter, die sich immer neue Tricks ausdenken, um Telefonkunden und Internetnutzern das Geld aus der Tasche zu ziehen. Eine besondere Gefahr für Internetnutzer stellen die 0190-Dialer dar. Das sind Wählprogramme, die die alte Internetverbindung unterbrechen und eine neue Verbindung über eine 0190-Nummer herstellen. Seriöse Anbieter nutzen diese Dialer, um kostenpflichtige Inhalte im Internet abzurechnen, zum Beispiel auch die Stiftung Warentest. Die Anbieter müssen die Preise vor Beginn und während des Netzzugangs deutlich sichtbar angeben und die heruntergeladene Rufnummer darf sich nicht dauerhaft in die Voreinstellungen des PCs eintragen. So steht es zumindest im Verhaltenskodex der „Freiwilligen Selbstkontrolle Telefonmehrwertdienste“. Leider halten sich nicht alle Anbieter daran.

Einige machen mit den Dialern im Internet richtig Kasse. Sie stellen 0190-Dialer ins Netz, die sich beim Betreten einer Homepage unbemerkt installieren und einwählen. Manche Dialer-Programme verändern sogar die Einstellungen des PC . Danach läuft jede weitere Einwahl per Standardverbindung über die teure Servicenummer – den ahnungslosen Internetnutzer erwartet eine saftige Telefonrechnung.

Hinter Telefonnummern, die mit den Ziffern 0190 beginnen, stehen aber nicht immer betrügerische Anbieter. Diese Nummern bieten ganz einfach die Möglichkeit, hochwertige Dienstleistungen – zum Beispiel Auskunftsdienste am Telefon oder Informationsangebote im Internet – bequem und einfach abzurechnen. Statt umständlich mit Kreditkarte zu bezahlen, wird einfach über die Telefonrechnung abgerechnet.

Die Preise der 0190-Nummern liegen daher meist deutlich über denen für ein normales Telefongespräch. Für die Rufnummern beginnend mit 0190-1 bis 0190-9 gelten feste Tarife, die bis zu 1,86 Euro pro Minute betragen. Bei Nummern, die mit 0190-0 beginnen, kann dagegen jeder Anbieter den Preis selbst bestimmen. So bieten einige Call-by- Call-Anbieter den Kunden über 0190-0 Nummern besonders günstige Telefontarife an (siehe Tabelle). Eine Preisobergrenze gibt es jedoch nicht – und das nutzen betrügerische Anbieter aus: Bis zu 300 Euro pro Einwahl rechneten sie ab.

Darauf hat die Bundesregierung reagiert und die Kundenschutzverordnung geändert. Der Netzbetreiber, zum Beispiel die Deutsche Telekom, kassiert die Forderungen der 0190-Anbieter mit den Telefongebühren ab. Der Kunde muss jetzt darauf aufmerksam gemacht werden, dass er dazu berechtigt ist, Einspruch gegen einzelne Beträge zu erheben und diese zunächst nicht zahlen muss. Der Anbieter stellt seine Forderungen dann direkt an den Kunden. Damit es erst gar nicht zu überhöhten Rechnungen kommt, fordern Verbraucherschützer die Einführung einer Obergrenze von 50 Euro für Servicegebühren. Alles, was darüber hinaus gehe, müsse dann mit Kreditkarte oder Rechnung bezahlt werden. Melanie Hinter

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