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Wertvoll. Der Abfall in der gelben Tonne wird recycelt. Doch nicht alle wiederverwertbaren Stoffe landen darin.

© picture alliance / ZB

Recycling: Wertstofftonne könnte CO2-Ausstoß massiv senken

Das Fraunhofer-Institut hat für die Berliner Alba-Gruppe ermittelt, wie mehr Recycling das Klima schont. Wann und wie eine neue Wertstofftonne eingeführt wird, lässt Umweltminister Röttgen aber offen.

Von Carla Neuhaus

Müll ist ein wichtiger Rohstoff. So werden immer mehr Metalle wie Aluminium oder Kupfer aus recyceltem Schrott gewonnen. Das schont zum einen die natürlichen Ressourcen, zum anderen wird ein Teil des klimaschädlichen Kohlendioxids (CO2) vermieden. Einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik zufolge sind die CO2-Effekte enorm. Wird zum Beispiel eine Tonne Kupfer recycelt, können dadurch 3,42 Tonnen CO2 gespart werden. Denn würde das Kupfer statt aus recyceltem Schrott aus Erz gewonnen, wäre eine große Menge Energie erforderlich – mit entsprechenden CO2-Emissionen.

Bereits jetzt stammen weltweit 35 Prozent des in der Industrie verarbeiteten Kupfers aus aufgearbeitetem Kupferschrott, in Deutschland sind es sogar 45 Prozent. „Das Ergebnis unserer Studie zeigt deutlich, dass Recycling und die Herstellung von Energie aus Recyclingmaterial als zwei der effizientesten Methoden anzusehen sind, den CO2-Ausstoß zu senken und die Folgen des Treibhauseffekts zu verringern“, sagte Eckhard Weidner vom Fraunhofer-Institut am Dienstag bei der Vorstellung der Studie, die im Auftrag der Berliner Entsorgungsfirma Alba erstellt wurde.

Der Studie zufolge könnte der CO2-Ausstoß durch die bundesweite Einführung der sogenannten Wertstofftonne plus jährlich um weitere 290.000 Tonnen gesenkt werden. Im Vergleich zum aktuellen Recyclingsystem wäre das eine Reduzierung um rund 30 Prozent. Anders ausgedrückt: Es könnte so viel CO2 gespart werden, wie ein durchschnittlich motorisiertes Auto ausstoßen würde, wenn es rund 100.000 Mal die Strecke zwischen Berlin und Bangkok hin und zurück fahren würde, rechneten die Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts vor.

In eine solche Wertstofftonne können Verbraucher neben den Verpackungen, die bislang in der gelben Tonne oder in gelben Säcken landen, auch alle übrigen trockenen Abfälle werfen. Das sind vor allem Metallreste, Holz oder Kunststoffgegenstände und defekte Elektrokleingeräte wie Toaster oder Rasierer. Alba testet eine solche Wertstofftonne unter dem Namen „Gelbe Tonne Plus“ bereits seit ein paar Jahren in Berlin. Auch die landeseigene Berliner Stadtreinigung (BSR) bietet hier und da mit der „Orange Box“ eine solche Wertstofftonne an. Im vergangenen Jahr stritten Alba und die zuständige Genehmigungsbehörde des Senats vor Gericht, ob Alba die „Gelbe Tonne Plus“ anbieten darf. Letztlich kam das Verwaltungsgericht zu dem Schluss, dass Alba seine Tonnen vorerst stehen lassen, jedoch keine zusätzlichen Behälter aufstellen darf.

Das Bundesumweltministerium will die neue Wertstofftonne plus im Zuge des reformierten Kreislaufwirtschaftsgesetzes deutschlandweit einführen. Die Details hierzu sind jedoch weiterhin offen. Am Sinn der Maßnahme gibt es indes keine Zweifel. „Die Einführung einer bundesweiten Wertstofftonne ist ein wesentlicher Schritt in die richtige Richtung“, sagte Minister Norbert Röttgen (CDU) am Dienstag anlässlich der Veröffentlichung der Fraunhofer-Studie in Berlin. Bereits jetzt leiste das Recycling in Deutschland einen großen Beitrag zum Klimaschutz. „Umso wichtiger ist es, dass wir noch mehr Materialien dem Recycling zuführen und so eine wertorientierte wie nachhaltige Rohstoff- und Ressourcenpolitik forcieren“, sagte Röttgen. Ferner seien infolge höherer Recyclingquoten weniger natürliche Ressourcen erforderlich. „Wir machen uns so unabhängiger von Importen und den volatilen Weltmarktpreisen“, schlussfolgerte der Umweltminister.

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