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Wirtschaft: Wettbewerb auf der Schiene: "Die Bahn braucht mehr Fantasie" - Interview mit Karl-Peter Baumann

Herr Naumann, was will der typische Bahnfahrer von der Bahn?Den typischen Bahnfahrer gibt es nicht - wie in jedem Markt gibt es viele verschiedenen Arten von Kunden.

Herr Naumann, was will der typische Bahnfahrer von der Bahn?

Den typischen Bahnfahrer gibt es nicht - wie in jedem Markt gibt es viele verschiedenen Arten von Kunden. Da ist zum einen der Geschäftsreisende, der möglichst schnell ans Ziel will - er ist zeitsensibel. Für Privatleute spielt der Preis schon eine größere Rolle, die Reisezeit ist sekundär. Komfortbewusste als weitere Gruppe legen großen Wert auf zum Beispiel Sauberkeit oder einen Speisewagen. Nicht zu vernachlässigen sind Urlaubsreisende, die möglichst wenig umsteigen wollen.

Welche dieser Gruppen ist die größte und damit die wirtschaftlich interessanteste?

Das ist Untersuchungen von Marktforschern zufolge die Gruppe der Preissensiblen. Auch Umfragen bestätigen immer wieder, dass die Tickets der Deutschen Bahn AG zu teuer sind. Es folgen die Zeitsensiblen, die Privatreisenden sowie diejenigen, die nicht umsteigen wollen. Sehr wichtig als Kundengruppe sind aber auch die Urlaubsreisenden. Sie sind zwar gegenüber allen anderen Gruppen in der Minderheit, fahren dafür aber sehr weite Strecken.

Welche dieser Kunden werden denn von der Bahn derzeit nicht optimal bedient?

Eigentlich alle, die Zeitsensiblen ausgenommen. Wer preiswert reisen will, kann eigentlich nur das Schönes-Wochenende-Ticket nutzen. Allerdings beginnt die Bahn umzudenken - das Surf and Rail-Angebot, bei dem man über das Internet bucht, ist eine preiswerte Alternative, und im neuen Preissystem sollen offenbar ähnliche Frühbucher-Rabatte angeboten werden.

Mal angenommen, das Angebot der Bahn wäre für alle optimal - wie viele Reisende würden dann von Flugzeug und Auto auf die Schiene wechseln?

Das lässt sich leider nur schätzen. Erfahrungen aus einzelnen Regionen, in denen das Angebot verbessert wurde, zeigen aber, dass die Bahn leicht ihren Marktanteil verdoppeln könnte.

Heißt das umgekehrt, dass die geplanten Zugstreichungen der Bahn für noch längere Staus sorgen werden?

Wahrscheinlich, die Angebotskürzung ist der falsche Weg. Hätte die Bahn mehr Fantasie, ließen sich die Fahrgastzahlen durchaus steigern. Das zeigt die Bahn-Tochter DB Autozug, die auch die Nachtzüge betreibt. Dank neuer, effizienter Angebote steigen dort die Fahrgastzahlen, auch an Wochentagen sind die Züge ausgebucht. Man kann also mit wenig Aufwand schon viel erreichen. Natürlich ist auch die Politik gefragt. Zwischen Berlin und Rostock ist die Autobahn gut ausgebaut, die Bahnstrecke aber ist nach wie vor auf DDR-Niveau. Dort kann man auch mit Billigangeboten keinen Blumentopf gewinnen.

Herr Naumann[was will der typische Bahnfahrer von]

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