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Wirtschaft: Widerstand gegen Stellenabbau bei der Bahn

Gewerkschaften lehnen Streichung von 40000 Jobs ab und drohen mit „heißem Sommer“ / Konzern beschwichtigt

Berlin (brö). Mit der Aussage, bei der Deutschen Bahn sei ein Personalabbau von zehn bis 20 Prozent denkbar, hat Konzernchef Hartmut Mehdorn Gewerkschaften und Grüne gegen sich aufgebracht. Solche Kürzungen seien „realitätsfremd und unverständlich“, sagte Norbert Hansen, Chef der Gewerkschaft Transnet. Die Arbeitnehmervertretung GDBA drohte der Bahn mit einem „heißen Sommer“, sollte Mehdorn den Plan umsetzen. Die Grünen erklärten, weiterer Personalabbau werde die Kunden vergraulen.

„Wir glauben, dass wir noch einmal 20 Prozent weniger Mitarbeiter haben können“, hatte Mehdorn dem Handelsblatt in London gesagt. Dies wären 42000 Mitarbeiter. Einen Zeitplan dafür hatte er nicht genannt. Bislang hatten die Gewerkschaften davon gesprochen, bei der Bahn stünden 37000 Stellen auf der Kippe, was die Bahn aber nie kommentiert hatte. Am Freitag relativierte Mehdorn seine Äußerung. Die konkrete Zahl sei „Unsinn“, bei der Bahn gehe es um Effizienzsteigerung. Dazu müssten die Kosten jährlich um vier Prozent gesenkt werden. Die Bahn sei das einzige Großunternehmen in Deutschland, das seinen Beschäftigten nicht kündige. Sollte es viele Zusatzaufträge geben, könnte das Personal sogar aufgestockt werden. Sein Sprecher ergänzte, im Konzern gebe es verschiedene Szenarien, die ständig dem Gang der Geschäfte angepasst würden. Es bestünden auch andere Möglichkeiten, die Produktivität zu erhöhen. Seit 1993 hat der Konzern nahezu jede zweite Stelle abgebaut. Bis Ende 2004 läuft ein Pakt mit den Gewerkschaften, der Kündigungen ausschließt.

Zuvor hatten die Gewerkschaften gegen einen möglichen Stellenabbau scharf protestiert. „Dann werden wir die zustimmungspflichtigen Vorhaben des Vorstands im Aufsichtsrat blockieren“, sagte ein Sprecher der Gewerkschaft GDBA dieser Zeitung. Es gebe keinen Bereich, in dem noch massive Einsparungen möglich seien. Das Unternehmen dürfe seine Personalkosten nicht mit denen anderer Konzerne vergleichen. „Die Bahn ist ein Dienstleistungsunternehmen, da sind weitaus mehr Leute nötig“, hieß es.

Auch Bündnis 90/Die Grünen wandten sich gegen weitere Kürzungen. „Dies würde zu einem weiteren Kundenschwund führen. Angesichts der aktuellen Lage verbietet sich das“, sagte Albert Schmidt, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen, unter Anspielung auf den Umsatzrückgang der Bahn seit Jahresanfang. Stattdessen müsse der Konzern mehr in Service und Beratung investieren, um für eine Zunahme des Verkehrs in der Zukunft gerüstet zu sein.

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