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Wirtschaft: Wie kann man die Finanzmärkte kontrollieren?

Einig sind sich offenbar alle: So wie bisher kann es nicht weitergehen in der Weltwirtschaft.Das Tohuwabohu an den Finanzmärkten drohte die Welt in eine schlimme Krise zu manövrieren.

Einig sind sich offenbar alle: So wie bisher kann es nicht weitergehen in der Weltwirtschaft.Das Tohuwabohu an den Finanzmärkten drohte die Welt in eine schlimme Krise zu manövrieren.US-Präsident Bill Clinton fordert, "die internationale Finanzarchitektur müsse sich ans 21.Jahrhundert anpassen".Der britische Premierminister Tony Blair will "ein neues Bretton Woods für das neue Millennium".Eine Übersicht der populärsten Reformvorschläge

Super-IWF.Der Internationale Währungsfonds (IWF) soll befördert werden: zum finanzkräftigen Geldgeber mit grenzenlosen Geldreserven (Lender of last resort).Dafür soll er mehr Mittel erhalten, um Staaten aus höchster Not mit Liquidität auszustatten.Zwar sollen sich die Länder dafür qualifizieren, indem sie Auflagen erfüllen.Aber Kritiker befürchten, daß ein reicher IWF als Notnagel viele Länder verführt, interne Krisen nicht mehr mit der nötigen Härte zu bekämpfen.

Hyper-IWF.Hartgesottene Anhänger des Fonds plädieren sogar für einen Hyper-IWF, der - so wie eine Zentralbank - in Krisenzeiten die Notenpresse anwirft, um die Volkswirtschaft mit Liquidität zu versorgen.Dann würde der IWF zur Weltzentralbank, und es gäbe nur noch eine einzige Weltwährung.Nur: Wer kontrolliert einen solchen IWF?

Feste Wechselkurse.Nach dem Vorbild des Bretton-Woods-System, das zum Ende des Zweiten Weltkrieg für konstante Preise zwischen den Währungen sorgte, könnte man die Kurse festlegen.Befürworter meinen, feste Kurse stabilisierten die Weltwirtschaft.Allerdings ist das Bretton-Woods-System in den 70er Jahren zusammengebrochen.Es ist fraglich, wer heutzutage feste Kurse garantieren könnte.Außerdem ist ein Regime fester Kurse eine Einladung an Spekulanten.Die gemäßigte Variante bestünde darin, Zielzonen zwischen Euro, Dollar und Yen einzuführen, wie dies Bundesfinanzminister Oskar Lafontaine (SPD) und seine Mannschaft gelegentlich vorgeschlagen haben.

Weltweite Aufsicht.Der IWF oder eine noch zu schaffende globale Behörde sammelt und veröffentlicht Informationen über Regierungen, Zentralbanken und Finanzinstitute.Damit könnten die Finanzmärkte einen höheren Grad an Transparenz erhalten.Kritiker fürchten eine aufgeblähte Bürokratie.

Hedge-Fonds-Kontrolle.Zentralbanken könnten die Geschäfte der hochspekulativen Hedge-Fonds koordiniert überwachen und ihre Erkenntnisse austauschen.Spekulative Attacken der milliardenschweren Fonds ließen sich auf diese Weise möglicherweise frühzeitig absehen.Die Fonds gelten vielen Beobachtern als mitverantwortlich für Währungsturbulenzen.

Solidarität.Ähnlich wie in einer Versicherung könnten Gläubiger dazu verpflichtet sein, Schuldnern aus der Not zu helfen - selbst solchen, von denen man gar keine Wertpapiere gekauft hat.Durch die Versicherungsprämie werden Spekulationsgeschäfte teurer und somit eingeschränkt.Freilich wächst damit das moralische Risiko von Anlegern, die Kreditwürdigkeit von Schuldnern nicht mehr genau zu überprüfen: Schließlich zahlt im Notfall die Gemeinschaft für den eigenen riskanten Deal.

Kapitalverkehrs-Kontrollen.Aufstrebende Volkswirtschaften könnten Kapitalströme eindämmen - beispielsweise mit Hilfe einer Steuer auf derartige Geschäfte, wie sie der US-amerikanische Ökonom James Tobin vorgeschlagen hat.Mit einer solchen Politik würde weniger spekulatives Geld in der jeweiligen Volkswirtschaft landen.Folglich könnten Investoren dann nicht so massiv fliehen, wie sie das beispielsweise in Südostasien und Anfang des Jahres in Brasilien getan haben.Problematisch ist allerdings, daß die aufstrebenden Staaten auf möglichst viel Kapital - sprich: Investitionen - angewiesen sind.

Kommunikation.Als vertrauensbildende Maßnahme könnten Regierungen und Zentralbanken regelmäßig mit Investoren über die Lage im Land sprechen.Damit verbessert sich die Chance, daß Kapital nicht so schnell und in so ungeheurem Ausmaß eine Volkswirtschaft verläßt, wie dies im Zuge der Finanzturbulenzen in Fernost passierte.Mexiko hat beispielsweise daraus gelernt und seine Kommunikation mit Anlegern verbessert.

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