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Wirtschaft: Wie lernt man zu überwachen? Aufsichtsrat werden: Erfahrung ist ein Muss

In wenigen Tagen fit für den Kontrolljob. Vor allem für Aufseher in mittelständischen Unternehmen gibt es Seminarangebote zuhauf.

In wenigen Tagen fit für den Kontrolljob. Vor allem für Aufseher in mittelständischen Unternehmen gibt es Seminarangebote zuhauf. Selbst ein Programm mit Tüv-Siegel ist dabei. Ein Marketingcoup, sagen Experten.

„Aufsichtsrat ist und wird kein Ausbildungsberuf. Man kann das nicht erlernen“, sagt der Münchener Professor und Herausgeber der Fachzeitschrift „Der Aufsichtsrat“, Manuel René Theisen. Denn als Kontrolleur braucht man vor allem Erfahrung. „Wer nie in operativer Verantwortung stand, ein Thema fachlich nicht durchdrungen hat oder Führungsverantwortung hatte, ist auch kaum in der Lage ein Aufsichtsratsmandat entsprechend den heute gesetzten und weiter steigenden Anforderungen zu erfüllen“, sagt auch Friedrich-Wilhelm Graf von Pfeil von der Personalberatung Korn-Ferry. Je höher die Position, desto größer die Anforderungen: Als Dax-Aufsichtratschef kommen laut Experten nur Kandidaten infrage, die zumindest mal Chef einer MDax-Firma gewesen sind.

Doch allein die Managementerfahrung reicht nicht. „Aufsichtsräte brauchen ein spezifisches Überwachungswissen“, sagt Theisen. Vor allem über die eigenen Rechte und Pflichten, über Bilanzierungsänderungen und Haftungsregeln müssen sie auf dem Laufenden bleiben. Und wo eignet man sich das an? In kurzen Seminaren, in Fachzeitschriften, im Austausch mit Kollegen lautet die simple Antwort.

Das sind die harten Fakten, die Aufseher können müssen. Weiche Faktoren kommen hinzu. Unabhängigkeit zählt, neben einem üppigen Zeitbudget. Und Mandatesammler sind heute nicht mehr gefragt. Zu einem guten Aufseher gehört auch ein gesundes Rückrat. Um „Nein“ zu sagen, aber auch um im Zweifel zuzugeben: „Das habe ich nicht verstanden!“

„Gute Aufsichtsräte lassen sich ab und zu schulen“, sagt der langjährige Berufsaufseher Hans Ulrich Abshagen. Er hat sich an einer der führenden europäischen Wirtschaftshochschulen, dem IMD im Schweizer Lausanne, auf den neuesten Stand bringen lassen. Solche Seminare können Manager und Aufsichtsräte in Harvard, Wharton, Booth oder bei europäischen Anbietern wie Insead und IMD buchen. Allerdings orientieren sie sich am angelsächsischen Modell des „Boards“, in dem Vorstände und Kontrolleure zusammen sitzen. Die Trennung von Führung und Kontrolle in zwei Gremien ist spezifisch deutsch, so sehen einige Experten die Angebote auch kritisch. Stefani Hergert (HB)

Stefani Hergert (HB)

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