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Wirtschaft: Wirtschaft wegen Sars auf Beobachtungsposten

Den neuen Erkrankungen in China begegnen deutsche Unternehmen mit Gelassenheit – an den Folgen der Epidemie im vergangenen Jahr leiden sie noch heute

Berlin (fo). Die deutsche Industrie und die Reisebranche beobachten die neuen Sars Krankheits- und -Verdachtsfälle in Asien genau. Zurzeit besteht aber nach übereinstimmender Auskunft von Verbänden und Unternehmen noch kein Anlass für besondere Maßnahmen zum Schutz von Mitarbeitern oder Kunden.

Im vergangenen Jahr hatte die Epidemie der gefährlichen und ansteckenden Lungenkrankheit zu massiven Beeinträchtigungen im Luftverkehr und zu schweren Störungen bei den Geschäftsaktivitäten geführt. Die Sars-Krankheitswelle hatte im vergangenen Winter besonders die asiatische Wirtschaft belastet und weltweit vor allem der Tourismusbranche Einbußen beschert. 8000 Menschen steckten sich an. Im Juli hatte die Weltgesundheitsorganisation WHO das weltweite Ende der Epidemie verkündet, an der seit November 2002 etwa 800 Menschen starben, davon die meisten in China.

Eine Lufthansa-Sprecherin sagte dem Tagesspiegel, der medizinische Dienst und die Niederlassungen des Unternehmens in Asien beobachteten jetzt ständig die Entwicklung. Besondere Vorbereitungen etwa zur Einschränkung des Flugangebotes würden zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht getroffen. Dafür bestehe keine Notwendigkeit.

Im letzten Jahr hatte die Fluggesellschaft ihre Verbindungen nach Peking, Hongkong und Schanghai zeitweise stark eingeschränkt, teilweise sogar eingestellt. So wurden die planmäßigen 13 Flüge pro Woche nach Hongkong von Frankfurt am Main und München auf einen Flug zusammengestrichen, als die Epidemie ihren Höhepunkt erreichte. Die Lufthansa reagierte damit, so die Sprecherin, ausschließlich auf den Buchungseinbruch. Aus Sicherheitsgründen seien auch damals keine Flüge abgesagt worden.

Viele Unternehmen aus Deutschland hatten aus Sorge vor einer Infektion ihrer Mitarbeiter kurzfristig Buchungen storniert und Geschäftsreisen nach Asien auf ein Minimum reduziert. Mit den Auswirkungen dieser Vorsichtsmaßnahmen haben sie noch heute zu kämpfen: Nach Angaben des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) haben sich zahlreiche Firmen durch Nichterscheinen Verfahren wegen Vertragsverletzung eingehandelt. „Das hat den Unternehmen viel Ärger bereitet“, berichtet Detlef Böhle, Asien-Pazifik-Referent beim DIHK in Berlin. Ausstiegsklauseln aus Verträgen wegen „höherer Gewalt“, so Böhle, seien allenfalls bei Großprojekten üblich. Nicht jedoch bei einfachen Dienstleistungs- oder Serviceverträgen. Die Firmen hätten beispielsweise ihre Monteure nicht reisen lassen und damit den juristischen Streit mit ihren asiatischen Auftraggebern riskiert. Wie viele Unternehmen von solchen Klagen betroffen sind, konnte Böhle nicht sagen.

Die WHO sieht trotz der neuen Sars-Fälle bislang keinen Grund, eine Reisewarnung für China auszusprechen. Einige Aktienanalysten warnen allerdings, die beiden Sars-Fälle könnten die Kurse von Luftverkehrs- und Tourismustiteln drücken. Der größte europäische Reiseveranstalter Tui sieht sein Geschäft aber von den vereinzelten Sars-Fällen nicht beeinträchtigt.

Auch Asien-Experte Böhle wiegelt ab. Die Mediziner wüssten heute besser, wie man mit der Lungenkrankheit umzugehen habe. Deshalb bestehe wegen der wenigen Fälle auch kein Anlass für die Industrie, Vorbereitungen für einen Notfall zu treffen. „In der Wirtschaft macht man sich zurzeit keine Sorgen“, sagte Böhle. Von einer Beeinträchtigung der Geschäfte könne aktuell erst recht keine Rede sein.

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