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Wirtschaft: Wirtschaftslage: Aufschwung hat im Herbst seinen Gipfel erreicht - Frühindikator gibt leicht nach

In Zusammenarbeit mit dem Handelsblatt veröffentlicht der Tagesspiegel einmal im Monat eine Konjunkturkolumne und wirft einen Blick auf die Wirtschaftslage. Der Frühindikator soll frühzeitig konjunkturelle Wendepunkte im Westen anzeigen und berücksichtigt dabei aktuelle Branchendaten.

In Zusammenarbeit mit dem Handelsblatt veröffentlicht der Tagesspiegel einmal im Monat eine Konjunkturkolumne und wirft einen Blick auf die Wirtschaftslage. Der Frühindikator soll frühzeitig konjunkturelle Wendepunkte im Westen anzeigen und berücksichtigt dabei aktuelle Branchendaten. Gleiches signalisiert das Konjunkturbarometer im Osten.

Zum ersten Mal seit neun Monaten hat der Frühindikator im Juli leicht nachgegeben. Er blieb aber mit drei Prozent (nach 3,1 Prozent im Juni) vergleichsweise hoch. Das Konjunkturbarometer für Ostdeutschland ist nach dem Sprung im Juni weiter gestiegen, und zwar von 3,7 Prozent auf 3,8 Prozent. Insgesamt verbucht die Industrie wieder viel mehr Aufträge, obwohl das Ausland zuletzt weniger nachgefragt hat. Entsprechend euphorisch sehen die Firmen derzeit ihre Geschäftslage. Jedoch dürften steigende Zinsen und nachlassende Exportdynamik allmählich für Abkühlung sorgen. Darum deuten die Zeichen darauf hin, dass der konjunkturelle Aufschwung im Herbst seinen Gipfel erreicht haben dürfte.

In Westdeutschland könnte die Lage gemessen am Ifo-Geschäftsklimaindex derzeit kaum besser sein. Die befragten Unternehmer schätzen nicht nur ihre gegenwärtige Lage, sondern auch die kommenden sechs Monate nochmals besser ein als im Vormonat. Allerdings ist der aktuelle Auftragseingang des verarbeitenden Gewerbes aus dem Ausland zuletzt gesunken: Die Nachfrage nach westdeutschen Produkten hat jetzt zum ersten Mal leicht nachgegeben. Immerhin hat sich die Nachfrage nach ostdeutschen Produkten nochmals um 7,3 Prozent im Vergleich zum Vormonat erhöht. Dennoch sind westdeutsche wie ostdeutsche Unternehmer beim Exportgeschäft weniger optimistisch als zuvor. Insofern stimmen sie mit vielen Konjunkturbeobachtern überein, denen zufolge der Konjunkturboom in den USA allmählich ausläuft und der Euro wohl nicht mehr in den Export-freundlichen Niederungen bleiben wird. Hingegen ist die inländische Nachfrage erstarkt. In ganz Deutschland bildet sie inzwischen wie die Exporte ein wichtiges Standbein des Aufschwungs. Im gesamtdeutschen Einzelhändel sieht die Lage im Westen besser aus als im Osten. Die Mehrheit westdeutscher Einzelhändler sieht die zukünftige Geschäftslage zumindest positiv. Aber auch ihre gegenwärtige Situation beurteilen die westdeutschen Händler weitaus weniger pessimistisch als früher. Unter den ostdeutschen Einzelhändlern hingegen will sich auch für die Zukunft kein Optimismus breit machen. Immerhin sind auch sie weniger pessimistisch als noch vor einem halben Jahr. In der Bauindustrie ist die Lage nach wie nicht rosig, und zwar in beiden Teilen Deutschlands. Wie schon seit vielen Monaten war auch im Mai das Ifo-Geschäftsklima frostig. Die Nachfrage war schon während der vergangenen sechs Monate trostlos und hat sich auch bisher kaum verbessert. Die Tendenz zeigt in allen Bausparten noch immer nach unten, und auch die Statistik der Baugenehmigungen macht wenig Hoffnung für die Zukunft. Auch dürften die steigenden Zinsen die Bauindustrie belasten.

Aus der Tagesspiegelserie \"Konjunkturkolumne\"

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