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Wohltätig: Gutes fürs Geschäft

Berliner Mittelstand gibt für soziale Zwecke im Durchschnitt 165.000 Euro pro Jahr aus – so viel wie in sonst keinem Bundesland,

Tue Gutes und rede darüber - dieses Motto gilt für Berliner Unternehmen offenbar nicht nur zur Weihnachtszeit. Im bundesweiten Vergleich setzen mittelständische Firmen aus der Hauptstadt besonders stark auf soziale Verantwortung. Das geht aus einer gemeinsamen Studie der Universität Bonn, des Tüv Rheinland und der Kommunikationsagentur Bonne Nouvelle hervor, deren Ergebnisse dem Tagesspiegel am Sonntag in Auszügen vorliegen.

Demnach geben Berliner Unternehmen im Schnitt am meisten für die sogenannte Corporate Social Responsibility (CSR) aus. Hinter dem englischen Fachbegriff verbirgt sich der freiwillige Aufwand von Unternehmen für soziale, ökologische oder gesellschaftliche Zwecke. Laut der Studie investieren die Firmen dabei vor allem in die Entwicklung der eigenen Mitarbeiter sowie in Bildungs- und Nachwuchsprojekte. In Berlin spielen zudem Forschungsinvestitionen eine wichtige Rolle.

Bundesweit wurden für die Studie gut 500 mittelständische Unternehmen zu ihren CSR-Maßnahmen befragt, davon rund 75 in Berlin. Hier geben die Firmen im Durchschnitt 165.000 Euro pro Jahr für CSR aus, so viel Geld wie in keinem anderen Bundesland. Nach der Hauptstadt folgen Hessen, Bayern und Nordrhein-Westfalen. Der Bundesdurchschnitt der CSR-Ausgaben liegt bei 90 000 Euro pro Jahr. "Insgesamt lässt sich sagen, dass die engagierteste und professionellste CSR-Arbeit in Berliner Unternehmen stattfindet", sagt Simone Stein von Bonne Nouvelle.

Dabei spielt nicht nur der Aufwand eine Rolle. Auch bei der Umsetzung und Evaluation der Maßnahmen sind die Berliner laut Studie spitze. Mit 41 Prozent überprüfen hier fast doppelt so viele Unternehmen den Erfolg ihrer Maßnahmen wie im Bundesschnitt (21 Prozent). Auch die Kommunikation nach außen nähmen die Berliner ernster, heißt es in der Untersuchung.

Dazu passt, dass mit 27 Prozent ein besonders großer Anteil der Unternehmen auch wirtschaftliche Gründe für das soziale Engagement nennt - acht Prozentpunkte mehr als im Bundesschnitt. "Man bekennt sich dazu, Gutes zu tun, um auch den wirtschaftlichen Erfolg zu steigern", erklärt Stein. Gerade dieser Aspekt komme anderswo bei vielen Mittelständlern zu kurz, bemängeln die Autoren der Studie. "In Deutschland wird oft ignoriert, dass CSR einen ernst zu nehmenden Ergebnisbeitrag für Unternehmen liefert und die Kunden soziales Engagement der Wirtschaft erwarten", sagt Stein. Dabei hätten Umfragen ergeben, dass mehr als die Hälfte aller Deutschen bereit sei, für ein verantwortungsvoll hergestelltes Produkt mehr zu bezahlen - auch in Zeiten der Rezession.

Stefan Kaiser

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