zum Hauptinhalt

Wirtschaft: WWF will fossile Kraftwerke am Netz halten Umweltschützer sehen Stromversorgung gefährdet

Berlin - Der WWF pocht auf eine rasche Reform des Strommarktes, damit fossile Kraftwerke am Netz bleiben und neue gebaut werden. „Der Handlungsbedarf ist enorm.

Berlin - Der WWF pocht auf eine rasche Reform des Strommarktes, damit fossile Kraftwerke am Netz bleiben und neue gebaut werden. „Der Handlungsbedarf ist enorm. Wir brauchen ein neues Marktdesign, wenn wir die Energiewende nicht gefährden wollen“, sagte Regine Günther, Leiterin Klimaschutz und Energiepolitik beim WWF. Sie warnt vor umfangreichen Kraftwerksstilllegungen in naher Zukunft, die die Versorgungssicherheit bedrohen.

Aus Sicht des WWF verschleppen Politik und Energiebranche das Thema derzeit. „Man kann sich lange darüber unterhalten, wie man die Stilllegung von Kraftwerken verhindern kann, aber irgendwann muss es konkret werden. Weiteres Warten hat keinen Zusatznutzen“, warnt Günther.

Ein Gutachten, dass der WWF in Auftrag gegeben hat, unterstützt diese Einschätzung: „Die Stilllegungsdiskussion wird total unterschätzt. Man muss davon ausgehen, dass in Deutschland fossile Kraftwerke mit einer Kapazität von 15 Gigawatt (GW), was der Kapazität von 15 Großkraftwerken entspricht, in ihrem Bestand gefährdet sind“, sagt Ben Schlemmermeier, Geschäftsführer der LBD-Beratungsgesellschaft und gemeinsam mit Felix Matthes vom Öko-Institut einer der Hauptautoren der Studie. Der Bedarf an Strom zu Spitzenzeiten liegt in Deutschland bei gut 80 GW. Schlemmermeier geht davon aus, dass alle fossilen Kraftwerke, die derzeit weniger als 2000 Stunden im Jahr laufen, bestandsgefährdet sind und aus dem Markt gehen.

Der Druck auf Margen und Auslastung konventioneller Kraftwerke hat im Wesentlichen zwei Gründe. Zum einen der härtere Wettbewerb im Stromerzeugungsmarkt: Neuen Anbietern wurde der Markteintritt erleichtert und Macht der vier großen Stromerzeuger RWE, Eon, EnBW und Vattenfall beschnitten. Der zweite Grund: Der rasant wachsende Anteil des Stroms aus erneuerbaren Quellen drückt die Preise an der Strombörse. Wenn an sonnigen Tagen massenhaft Strom aus Solaranlagen fließt, sinkt der Preis an den Börsen dramatisch, der Betrieb eines konventionellen Kraftwerkes lohnt sich nicht mehr. „Die erneuerbaren Energien wirken beim Preisverfall wie ein Turbo-Lader“, umschreibt Schlemmermeier die Entwicklung. Eine Trendumkehr ist auszuschließen, da der Anteil der Erneuerbaren weiter stark steigt.

Matthes und Schlemmermeier wollen gegensteuern. Die Kraftwerksbetreiber sollen nicht nur für den Stromverkauf Geld bekommen, sondern auch für das Bereithalten von Kapazität. Von dieser Regelung sollen die im Bestand gefährdeten Altanlagen und auch Neuanlagen profitieren. Klaus Stratmann (HB)

Klaus Stratmann (HB)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false