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Wirtschaft: Zarte Farben für den Fisch

Die vollendete Tischdekoration will gelernt sein

Von Silke Messner

und Maurice Shahd

Sie sind etwas verschütt gegangen in den unangepassten Zeiten der 60er und 70er Jahre: Fertigkeiten wie Kochen, Dekorieren oder die Kunst des guten Benehmens. „Heute ist eine gepflegte Tischkultur wieder modern“, sagt Anja Behrendt von der Brancheninitiative „Treffpunkt Tisch“. Gemeinsam mit Porzellan- und Geschirrfachhändlern organisiert die Initiative Kurse und gibt Broschüren heraus, um das verlorene Wissen wieder unter die Leute zu bringen. So klärt der kostenlose Ratgeber „Tischlein deck dich!“ darüber auf, welches Glas zu welchem Getränk passt, wie Servietten akkurat gefaltet werden oder wie man „Thementische“ dekoriert.

Experten in Sachen kreative Tischdekoration sind häufig Floristen, die Workshops oder Kurse zum Thema anbieten. „Man sollte die Dekoration nicht nur auf das Essen, sondern auch auf die jeweilige Jahreszeit abstimmen“, sagt die Coburger Floristin Carola Rückert, die einmal pro Monat in die Kunst der Tisch-Deko einführt. Bei Fisch sei beispielsweise eine zartere Farbwahl angesagt als bei deftiger Küche. Aber es gibt auch Dekorationen, die zu jedem Essen passen: zum Beispiel einzelne Kirschlorbeer-Blätter, die aus einer gefalteten Serviette lugen. Der Nürnberger Florist Hans Wirth bringt seinen Schülern unter anderem bei, wie sie kleine Gestecke in Trinkgläsern fertigen: Einfach das Glas mit kurzen Ästen füllen und dann verschiedene Blüten hineinstecken – fertig. Seine Frühjahrskurse kosten 16,50 Euro.

Doch was bringt die richtige Tischdekoration, wenn das Essen nicht schmeckt? „Gut kochen ist trendy. Dass Mütter ihren Töchtern das Kochen beibringen, ist heute aber eher selten geworden“, sagt Manuela Ferling, die unter dem Motto „Kochende Leidenschaft“ Kochkurse mit Spitzenköchen organisiert. Ein Kochkurs-Tag, etwa bei dem Berliner Pro-Sieben-Starkoch Ralf Zacherl, kostet rund 300 Euro. Wesentlich billiger sind die Anfängerkurse der Volkshochschulen, die rund 50 Euro für fünf Lektionen kosten.

Wer lieber mit einem Kochbuch lernt, kann zu einem echten Klassiker greifen: „Das elektrische Kochen“ ist bereits in seiner 51. Auflage erschienen und wurde bisher rund drei Millionen Mal verkauft. „Das Buch erklärt die Grundlagen des Kochens und enthält auch eine kleine Ernährungskunde“, sagt Barbara Meifert, Sprecherin der Bewag. In den Lehrküchen des Berliner Stromversorgers ist das Kochbuch Anfang der 30er Jahre entstanden, um den deutschen Hausfrauen zu erklären, wie sie mit einem Elektroherd – vorher gab es nur Gasherde und Holzöfen – richtig kochen.

Ein Thema für sich ist der Wein, der zu einem Essen gereicht wird. Einsteigern empfiehlt der Weinexperte Martin Geiger vom Weinportal Wein-plus.de das Buch „Weine degustieren“ von Kurt Gibel: „Das Buch erklärt anschaulich, welche Rolle die Farbe eines Weines spielt oder welche Aromen ein Wein enthalten kann.“ Standardwerke für alle ambitionierten Wein-Fans sind die Weinführer von Johnson, die Informationen zu fast allen Weinherstellern bieten.

Die Feinheiten des guten Benehmens bei Tisch vermitteln so genannte Etikette-Seminare. In den Schulungen des Bielefelder „Arbeitskreises Umgangsformen International“ lernen Interessierte, dass man in edlen Restaurants heute nicht mehr „Guten Appetit!“ wünscht und ein Weinglas nicht am Kelch, sondern am Stiel gehalten wird. In Berlin bietet das Berliner Institut für Beratung Training Coachery (BTC) Benimmkurse an. Für 250 Euro bringt das Institut den Kursteilnehmern in zwei Tagen die richtigen Manieren bei.

Silke Messner, Maurice Shahd

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