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Wirtschaft: Zehdenicker Investor Stefan A. Zender erhält die Auszeichnung für seine auffallende Wachstumsstrategie

Der brandenburgische Ort Zehdenick stand noch nie im Blickfeld der Investoren in Ostdeutschland. Vierzig Kilometer nördlich von Berlin liegt Zehdenick fernab von jeder Autobahn.

Der brandenburgische Ort Zehdenick stand noch nie im Blickfeld der Investoren in Ostdeutschland. Vierzig Kilometer nördlich von Berlin liegt Zehdenick fernab von jeder Autobahn. Wer den Ort aus der Berliner Innenstadt erreichen will, muss sich auf eine beschwerliche Reise vorbereiten.

Einer, der die Mühe nicht gescheut hat, ist Stefan A. Zender. Der Kaufmann Zender kam schon Anfang 1990 in den kleinen nordbrandenburgischen Ort und investierte seither als geschäftsführender Gesellschafter der Zehdenick Electronic GmbH mehr als 100 Millionen Mark. Für sein Engagement wird Zender am morgigen Donnerstag ausgezeichnet. Neben der Wiesbadener CargoLifter AG und der sächsischen Lintec Computer AG wird Zender von der Unternehmensberatung Schitag, Ernst & Young zum "Entrepreneur 1999" geehrt. Der Zehdenicker Investor Zender erhält die Auszeichnung für seine auffallende Wachstumsstrategie im Bereich mittelständischer Unternehmen in Deutschland.

Zenders Unternehmertum in Zehdenick ist in der Tat bemerkenswert. Ist es ihm doch in den vergangenen zehn Jahren gelungen, aus einem maroden DDR-Betrieb ohne nennenswerte Aufträge einen Betrieb zu formen, der mittlerweile rund 400 Brandenburgern Arbeit gibt. Die Zehdenicker entwickelten sich zu einem anerkannten Zulieferer von Systemgruppen in der Metallbearbeitung, Kunstoffindustrie, Automobil- und Elektronikindustrie. Von Bosch bis Siemens, von Krone bis Framatome reicht die Liste der deutschen und europäischen Kunden.

Angefangen hat die Erfolgsgeschichte mit der Herstellung von Stanz- und Biegeteilen. Fast 100 Mitarbeiter bearbeiteten in Zehdenick 1990 eine riesige Menge kleiner Metallteile. Mit Stefan A. Zender änderte sich das. Der Unternehmer, der den Betrieb im November 1991 von der Treuhandanstalt gekauft hat, erkannte sofort, dass die Hersteller von Markenartikeln ganze Fertigungsgruppen bei Zulieferern in Auftrag geben werden. Rasch erweiterte er die Produktionsflächen und komplettierte die Fertigungslinien um die Kunststoffbearbeitung, die Herstellung von Kabelbäumen und eine Ätzerei.

Dass es auf Dauer nicht ausreicht, Zulieferer zu sein, erkannte Zender sehr schnell. Drei Jahre nachdem er den Betrieb in Brandenburg wieder flott gemacht hat, gründete der Unternehmer eine Entwicklungsgesellschaft. Hier testen die Mitarbeiter nicht nur im Auftrag der Kunden die Lebensdauer von Hausgeräten. Gemeinsam mit den Industriekunden werden auch neue Modelle entwickelt und entworfen.

1995 ist das Zehdenicker Werk in den wachsenden Markt der Telekommunikation eingestiegen. Weil Zender kaum eigene Erfahrungen in diesem Markt und noch viel weniger eigene Kunden hatte, kaufte er die Berlin-Spandauer Firma Fritz Kuke auf. Die Berliner lieferten ein Kundennetz, das den Markteinstieg sicherte und Erfahrungen bei der Fertigung von Anschlussdosen und weiterem Zubehör für die Telekommunikationsbranche mitbrachte.

Vor zwei Jahren ging Zender noch einen Schritt weiter. Mit Blick auf die Kostenstruktur und den wachsenden Wettbewerbsdruck seiner Industriekunden testete der Unternehmer die Fertigungsmöglichkeiten in Polen. Hier läßt Zender, dessen Unternehmensgruppe mittlerweile einen Jahresumsatz von 55 Millionen Mark macht, seit 1997 die teuren Werkzeuge für die Serienfertigung in den deutschen Betriebsteilen herstellen.

asi

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