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Wirtschaft: Zentaris: Börsengang als Test für die Biotech-Branche

Der Börsengang der Degussa-Ausgründung Zentaris an den Neuen Markt in gut einer Woche könnte zum Test für die gesamte Biotechnologie-Branche werden. Nach knapp 40 europäischen Biotech-Börsengängen im vergangenen Jahr - davon allein elf in Deutschland - hat sich in diesem Jahr erst ein Unternehmen der Branche aufs Parkett gewagt: die Teltower Codon AG.

Der Börsengang der Degussa-Ausgründung Zentaris an den Neuen Markt in gut einer Woche könnte zum Test für die gesamte Biotechnologie-Branche werden. Nach knapp 40 europäischen Biotech-Börsengängen im vergangenen Jahr - davon allein elf in Deutschland - hat sich in diesem Jahr erst ein Unternehmen der Branche aufs Parkett gewagt: die Teltower Codon AG. Und auch das ist bereits fünf Monate her. Sollte Zentaris erfolgreich sein, könnten auch andere Branchenvertreter im zweiten Halbjahr wieder mutiger werden.

Analysten räumen der Frankfurter Zentaris gute Chancen ein. Im Vergleich zu anderen Biotech-Kandidaten hat das Unternehmen einen großen Vorteil: Es wird direkt von der Mutter Degussa an die Börse gebracht, noch dazu schuldenfrei. Zentaris entwickelt unter anderem Medikamente zur Krebstherapie und hat bereits ein zugelassenes Gerät für Applikationen bei Asthma auf dem Markt. Die Entwicklungspipeline - also die Reihe von Medikamentenkandidaten, die in der klinischen Entwicklung sind - ist nach Auskunft des Konsortialführers Dresdner Kleinwort Wasserstein eine der aussichtsreichsten auf dem europäischen Biotech-Markt. 2003 sollen die ersten Medikamente zugelassen werden, 2005 wird das Unternehmen nach Meinung von Analysten erstmals schwarze Zahlen schreiben. Mit den Emissionserlösen will Zentaris-Chef Jürgen Engels weitere Forschung und Entwicklung finanzieren, Laboratorien und das Marketing ausbauen. Noch ist der Umsatz der Gesellschaft allerdings vergleichsweise gering: Im vergangenen Jahr setzte Zentaris gerade 2,7 Millionen Euro um.

Auch nach Monaten der Flaute ist das Umfeld für den Börsengang noch immer nicht günstig. "Die Biotechnologie hat ein schwieriges erstes Quartal hinter sich", sagt Branchen-Experte Christian Lach von der Beteiligungsgesellschaft BB Biotech. Seiner Meinung nach dürften die Biotechnologie-Papiere weiter durch die Schwäche der Technologiewerte belastet werden. Andererseits sind die Branchenaussichten so gut wie noch nie: Allein in diesem Jahr werden bis zu 30 neue gentechnisch hergestellte Medikamente auf den Markt kommen. Die Zahl der profitabel arbeitenden Unternehmen wird Schätzungen zufolge bis zum Jahresende von derzeit zehn auf knapp 40 wachsen, die meisten davon sind US-Unternehmen. Für Investoren ist das ein wichtiges Signal: "Gerade nach der enttäuschten Internet-Euphorie wird zunehmend darauf geschaut, ob es sich um reale Werte handelt oder nur um Phantasie" sagt Experte Lach. Als positives Zeichen wird auch gewertet, dass sich der US-Konkurrent Genzyme beim Börsengang mit bis zu fünf Prozent an dem Unternehmen beteiligen will.

Die Zeichnungsfrist für die bis zu 10,925 Millionen Zentaris-Aktien läuft voraussichtlich bis zum 15. Juni. Bis zu sechs Millionen Aktien stammen aus einer Kapitalerhöhung, die übrigen bis zu 3,5 Millionen Aktien sowie eine Mehrzuteilungsoption (Greenshoe) von bis zu 1,425 Millionen Aktien werden von Degussa bereitgestellt. Dass der Preis mit elf bis 14 Euro vergleichsweise niedrig ist, ist dem schwachen Börsen-Umfeld geschuldet. Der Preis wird voraussichtlich am Samstag festgelegt, die Erstnotierung der Aktie ist für den 18. Juni vorgesehen.

pet

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