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Wirtschaft: Zentralbanker reden den Euro runter

Europäische Währung verliert im Wochenverlauf knapp vier Cent/US-Verbrauchervertrauen steigt deutlich

Berlin/ Frankfurt (Main) (dr/dpa). Der Euro ist am Freitag erstmals seit Ende Dezember 2003 wieder unter die Marke von 1,25 Dollar gefallen. Am Mittag setzte die Europäische Zentralbank (EZB) den Referenzkurs mit 1,2493 (Donnerstag 1,2635) Dollar fest. Ein Dollar kostete damit 0,8004 (Vortag 0,7915) Euro. Bis zum späten Nachmittag gab die europäische Gemeinschaftswährung weiter auf 1,2430 Euro nach. In der abgelaufenen Woche hat der Euro damit knapp vier USCent eingebüßt.

Die jüngsten Zahlen zum Verbrauchervertrauen in den USA drückten den Euro weiter. Der von der Universität von Michigan ermittelte Index verbesserte sich von 92,6 auf 103,2 Punkte. Der Anstieg war höher als erwartet.

Devisenhändler führten den schwächeren Euro auf die wiederholten verbalen Interventionen gegen den Euro und für den US–Dollar zurück. So hatte der Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB), Otmar Issing, am Freitag am Rande einer Veranstaltung in Mannheim erklärt, die Europäische Zentralbank sei im Hinblick auf den starken Euro „beunruhigt" und „nicht gleichgültig". Der Euro verringere einerseits zwar die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der Exportwirtschaft, dieser Effekt werde aber durch die stärkere Erholung der Weltwirtschaft kompensiert.

Auch die belgische Zentralbank meldete sich am Freitag mit einer Warnung zu Wort. „Eine weitere Aufwertung des Euro wird auch als Risiko für die Konsolidierung der Erholung gesehen", teilte sie in einem Schreiben an die Regierung mit.

Nach Einschätzung von Experten reichen allerdings die Versuche der Europäischen Zentralbank, den Euro-Höhenflug mit Worten zu beenden, nicht aus, um gegen die Dollarschwäche anzukämpfen. Die verbalen Interventionen seien zwar auf ein günstiges Umfeld gestoßen, sagte Carsten Fritsch, Devisenexperte der Commerzbank, dem Tagesspiegel, erklärten aber nicht allein den Rückgang. Hinzu komme, die Spekulanten hätten auf den steigenden Euro gesetzt, seien auf dem falschen Fuß erwischt worden, und kehrten nun dem Markt den Rücken.

Thema auf dem G 7-Treffen

Bereits am Donnerstag hatten Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) und Frankreichs Finanzminister Francis Mer nach einem Treffen in Berlin ihre Absicht bekräftigt, das Thema Wechselkurse ganz oben auf die Agenda des nächsten Treffens der G-7-Finanzminister und Notenbankchefs Anfang Februar zu setzen. Japanische Regierungsmitglieder warnten, der Dollar habe sich zu stark abgeschwächt. Die US-Bank Morgan Stanley erwartet denn auch, das der Dollar nach dem G-7-Treffen Anfang Februar ähnlich wie nach dem Treffen der sieben wichtigsten Industrieländer Mitte September wieder unter Druck geraten könnte. „Beim Euro sind dann Kurse im Bereich zwischen 1,30 und 1,35 Dollar möglich“, schreibt die Bank. Dann sei mit Interventionen der EZB zu rechnen, meinen die Experten von Morgan Stanley. Der französische Notenbankpräsident Christian Noyer hatte im Wochenverlauf Interventionen ebenfalls als Option bezeichnet.

Der schwächere Euro, aber auch positive Unternehmensnachrichten wirkten sich auch positiv auf die deutschen Börsen aus. Bereits am Morgen übersprang der deutsche Leitindex Dax die Marke von 4100 Punkten und stieg bis zum Nachmittag um 1,1 Prozent auf 4115 Zähler.

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