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Wirtschaft: Zinsen in Euroland auf deutschem Niveau

BRÜSSEL (tog).Knapp 100 Tage vor dem Start der Europäischen Währungsunion ist die technische Vorbereitung des Euro so gut wie abgeschlossen.

BRÜSSEL (tog).Knapp 100 Tage vor dem Start der Europäischen Währungsunion ist die technische Vorbereitung des Euro so gut wie abgeschlossen.Völlig offen ist dagegen noch, für welche geldpolitische Strategie sich die Europäische Zentralbank (EZB) entscheidet - für die Geldmengenziele nach deutschem Beispiel oder für die Orientierung an der tatsächlichen Inflation.EZB-Präsident Wim Duisenberg sagte am Dienstag vor Europa-Parlamentariern in Brüssel, er rechne im künftigen Euroland mit Geldmarkt-Zinsen von etwa 3,3 Prozent.

Vor dem Währungsausschuß des Europäischen Parlaments räumte Duisenberg in Brüssel ein, daß die unterschiedlichen Traditionen in den elf Euro-Staaten die Strategieentscheidung komplizierter mache als ursprünglich angenommen.Er halte aber auch eine Kombination mehrerer Methoden für möglich.Die Festlegung einer konkreten Geldpolitik erfodere "sehr tiefgreifende Überlegungen".Dennoch gebe es innerhalb des EZB-Präsidiums "keine fundamental abweichenden" Meinungen.

Duisenberg rechnet damit, daß in den drei kommenden Monaten die bisher noch unterschiedlichen Zinsen in den Euro-Teilnehmerländer nach unten angepaßt werden.Die Richtschnur werde der Zinssatz von Ländern wie Deutschland, Frankreich und Österreich sein: mithin also rund 3,3 Prozent.

In Italien, Spanien, Portugal und Irland - wo die Zinssätze zum Teil deutlich höher liegen - "müssen die Dinge jetzt ins Rollen kommen", sagte der EZB-Präsident.Eine allmähliche Senkung der dort bisher noch deutlich höheren Zinsen sei besser als ein "Kahlschlag über Nacht".Am 1.1.1999 jedenfalls müssen die Zinssätze in den elf Euro-Ländern gleich sein.

In der Hektik der Finanzkrisen, die Asien und Rußland erschüttern, habe sich gezeigt, daß die Europäische Währungsunion schon vor ihrem offiziellen Start am 1.1.1999 Stabilität und Ruhe ausstrahle."Das Kapital sucht sichere Zufluchtsorte, und zu denen gehört Europa", sagte Duisenberg.

Er sei sicher, daß die internationale Finanzwelt bei sinkenden Dollarkursen die Chance nutzen werde, ihre Anlagen zu diversifizieren und damit die Risiken zu verringern.Dafür sei der Euro die geeignete Währung.

Duisenberg räumte allerdings ein, daß die Krisen in Asien und Rußland voraussichtlich "dämpfende Auswirkungen" auch auf die Konjunktur in der EU haben werden.Ähnlich wie die Brüsseler EU-Kommission rechnet die Frankfurter EZB jedoch nicht mit schwerwiegenden Folgen für die EU.

"Zur Panik besteht kein Anlaß", sagte Duisenberg.Bisher sei man von einem Wachstum der europäischen Wirtschaft von über drei Prozent ausgegangen.Inzwischen jedoch rechne man mit "einer Stelle hinterm Komma weniger".

Nachdem die technische Umsetzung des Designs für die Euro-Banknoten abgeschlossen sei, werde man in wenigen Wochen "Null-Serien" drucken, berichtete der EZB-Präsident.Der Zentralbankrat habe sich für Euro-Scheine ohne nationale Kennzeichen in der Stückelung fünf, zehn, 20, 50, 100, 200 und 500 Euro entschieden.Gleich zu Beginn des nächsten Jahres werden die Notenpressen die Massenproduktion aufnehmen.

IM BLICKPUNKT

Der Euro startet am 1.Januar 1999.Zu diesem Zeitpunkt werden die Wechselkurse der Teilnehmerstaaten unwiderruflich fixiert.Teilnehmerländer sind zunächst Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Österreich, Portugal und Spanien.Großbritannien, Schweden, Dänemark und Griechenland wollen beziehungsweise können zum 1.Januar 1999 noch nicht an der sogenannten dritten Stufe der Europäischen Währungsunion teilnehmen, weil sie die Konvergenzkriterien noch nicht erfüllen.Fachleute gehen jedoch davon aus, daß diese Länder spätestens im Jahr 2002 zu der Startergruppe hinzukommen werden.Zum 1.Januar diesen Jahres wird das Bargeld in Europa auf den Euro umgestellt.Spätestens sechs Monate danach- in Deutschland wahrscheinlich schon eher - verlieren die nationalen Scheine und Münzen ihre Gültigkeit.

Befürwortet wird der Euro laut Umfragen inzwischen von rund 60 Prozent der Europäer.Besonders hoch ist der Anteil in Italien (83 Prozent) und Luxemburg (79 Prozent).Eher skeptisch stehen die Deutschen einer gemeinsamen Währung gegenüber, aber immerhin sind hier inzwischen ebenfalls 51 Prozent für dessen Einführung.

Gegner des Euro warnen vor der mangelnden Stabilität des neuen Geldes.Um diese Stabilität dauerhaft zu sichern, wurde 1997 der sogenannte Stabilitätspakt von Amsterdam geschlossen.Verstöße gegen die Übereinkunft werden geahndet.Die Teilnehmerländer verpflichten sich unter anderem jedes Jahr ein aktualisiertes Stabilitätsprogramm vorzulegen.Die Europäische Zentralbank übernimmt in der Währungsunion die Verantwortung für die Geldwertstabilität.Für die Bundesrepublik löst sie in dieser Funktion die Deutsche Bundesbank ab.dr

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