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Wirtschaft: Zulieferer kämpfen ums Überleben

Berlin - „Wir stehen ziemlich im Regen“, sagt Bettina Mühlenberg-Lange. Rund 7,5 Millionen Euro hat die Hamburger Albert Mühlenberg Apparatebau als Vorleistung in eine neue Fertigungsstätte, in Maschinen und Software investiert.

Berlin - „Wir stehen ziemlich im Regen“, sagt Bettina Mühlenberg-Lange. Rund 7,5 Millionen Euro hat die Hamburger Albert Mühlenberg Apparatebau als Vorleistung in eine neue Fertigungsstätte, in Maschinen und Software investiert. 40 zusätzliche Arbeitsplätze für den A 380 sind entstanden. Ob sie jetzt in Gefahr sind, werde das letzte Quartal zeigen. „Wir müssen kämpfen, damit wir andere Aufträge hereinbekommen“, sagt die Chefin.

Die Firma mit 180 Beschäftigten ist beispielhaft für die Zulieferer, die von der Krise des neuen Großraumflugzeugs betroffen sind. Mühlenberg baut Schränke und Trennwände für Küchen und Bars des Riesen-Airbus. Der A380-Anteil an der Produktion sollte 2007 auf 30 Prozent steigen. Auch viele andere kleine und mittlere Firmen in Deutschland sind finanzielle Risiken eingegangen.

Die Krisenkommunikation von Airbus mit den Zulieferern sei schlecht, klagt Uwe Gröning, Chef des Branchenverbandes Hanse Aerospace. Erst zum Monatsende ist eine Konferenz für die Zulieferer geplant. Leidtragende seien in erster Linie Firmen, die speziell für ein A 380 Projekt gegründet wurden oder Zulieferer aus dem dritten oder vierten Glied, die nicht durch vertragliche Abnahmeverpflichtungen abgesichert sind. „Viele Mittelständler haben Finanzierungsprobleme“, sagt Gröning.

„Die Entwicklungskosten werden über die Serienproduktion amortisiert, jetzt erfolgt der Kapitalrücklauf zwei Jahre später“, sagt Klaus Stölting, Sprecher der ESW-Extel Systems in Wedel. Die zu Jenoptik gehörende Firma mit 730 Mitarbeitern fertigt die Lifte für die Küchenwagen im A380. Die betroffenen Mitarbeiter werden zurzeit in anderen Bereichen eingesetzt. Bei der Inkutec Aircraft in Barsbüttel jedoch, die mit 20 Fachkräften Teile der Bordküche baut, ist nicht sicher, ob sich Kurzarbeit abwenden lassen wird. „Im Dezember oder Januar wird das Loch kommen, wir wissen nur nicht, für wie lange“, sagt Geschäftsführer Klaus-Peter Glinicki. Zu über 90 Prozent von Airbus abhängig ist die Hamburger Dasell Cabin Interiors. Die rund 300 Beschäftigten fertigen unter anderem die extraleichten Bordküchen für den Großraumflieger. „Wie es bei Airbus kommt, wird es auch bei uns kommen“, sagt Geschäftsführer Henderikus Kamerling.

Bei den Pfalz Flugzeugwerken in Speyer ist man froh, mehr Unabhängigkeit erreicht zu haben. Die rund 1000 Mitarbeiter fertigen Rohrleitungen für Airbus ebenso wie für den Konkurrenten Boeing und den Triebwerkshersteller Rolls-Royce. Dennoch wurde der geplanten Börsengang verschoben. „Jeder wäre schlecht beraten, zum jetzigen Zeitpunkt ein luftfahrttechnisches Papier auf den Markt zu bringen“, sagt ein Sprecher.

Die Zulieferer in der Hauptstadtregion scheinen glimpflicher davonzukommen. Der Umsatzanteil des A380 ist hier gering, sagt Wolf Schöde, Geschäftsführer der Berlin Brandenburg Aerospace Alliance. Auch auf den Rolls-Royce-Standort Dahlewitz hat der vorläufige Baustopp für das A380-Triebwerk Trent 900 keine Auswirkungen.

Rainer W. During

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