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Wirtschaft: Zum Abschied ein "Hexentanz" an der Börse

FRANKFURT (MAIN) (ro). Ein "Hexentanz" zum Abschied - der Parkett-Dax, elf Jahre lang das wegweisende Barometer für die Kursentwicklung der wichtigsten deutschen Aktien, hat sich am Freitag sozusagen mit Getöse verabschiedet und das Feld dem Xetra-Dax überlassen, dem Deutschen Aktienindex, der im Computerhandel ermittelt wird.

FRANKFURT (MAIN) (ro). Ein "Hexentanz" zum Abschied - der Parkett-Dax, elf Jahre lang das wegweisende Barometer für die Kursentwicklung der wichtigsten deutschen Aktien, hat sich am Freitag sozusagen mit Getöse verabschiedet und das Feld dem Xetra-Dax überlassen, dem Deutschen Aktienindex, der im Computerhandel ermittelt wird. Für die Börsianer war das keine Überraschung, die Entwicklung war seit Monaten absehbar. Sie kümmerten sich mehr um den "Hexentanz", den Verfall von drei wichtigen Geschäften an der Terminbörse Eurex.Was im Terminhandel geschieht und dann noch in dieser Ballung, läßt auch den Kassamarkt und damit den Aktienhandel nicht unberührt. Wenn die Dinge ungünstig laufen, kann es zum "Hexentanz" und damit einer kaum voraussehbaren Entwicklung der Kurse kommen. Das Auslaufen von Optionsgeschäften auf den Dax und auf den Dax-Future hatte den Handel in Frankfurt schon am Donnerstag in Unruhe versetzt. Denn niemand wußte so recht, auf welche Marke des Dax die Teilnehmer ihre Termingeschäfte abgeschlossen hatten. Angeblich hatten die meisten ein Niveau von 5400 Punkten im Auge. Wer seinen Kontrakt am Freitag erfüllen mußte, hatte also großes Interesse, daß der Dax sich nicht allzu weit von dieser Marke entfernt. Um dies sicherzustellen, müssen möglicherweise Aktien, die im Dax ein hohes Gewicht haben, ge- oder verkauft werden. Unabhängig davon, ob diese Papiere in diesem Moment wegen guter Geschäftszahlen oder wichtiger Nachrichten attraktiv sind oder nicht. Weil dies so ist, kann es an solchen Verfallstagen von Termingeschäften am Aktienmarkt deutliche Verzerrungen geben, mit denen selbst die Börsenprofis in den Banken zu kämpfen haben. "Da kann der Kleinanleger böse auf die Nase fallen", sagt ein Börsianer.Am Freitag war der "Hexentanz" entgegen den Erwartungen allerdings nur ein "Hexentänzchen". Die guten Vorgaben aus New York und die verhaltene Rede von US-Notenbank-Chef Alan Greenspan vor dem US-Kongreß waren nach Ansicht von Börsianern für die gute Börsenentwicklung wichtiger als das Auslaufen der Termingeschäfte.Das Aus für den Parkett-Dax wurde am Freitag von den Börsianern nur am Rande registriert. Um 16 Uhr 30 wurde sein Stand zum letzten Mal festgestellt. Von Montag an wird die Kursentwicklung nur noch über die Entwicklung im Computerhandel und damit im Xetra-Dax festgehalten. Seit Ende 1997 mit der Einführung des Computerhandels-Systems Xetra war der Deutsche Aktienindex zweifach berechnet worden. Der Schlußstand im Präsenshandel wurde um 16 Uhr 30 ermittelt, im Computerhandel um 17 Uhr. Das hatte, sagen heute auch alteingesessene Börsianer, bei Anlegern zu Verwirrung geführt. "Jetzt gibt es mehr Klarheit für die Kunden", sagt auch ein Sprecher der Deutsche Börse AG (DBAG). Auch die Umsatzzahlen sprechen für den Xetra-Dax, der von Montag an einfach nur noch Dax heißt. Denn 85 Prozent des Handelsvolumens mit den 30 wichtigsten deutschen Aktien werden über den Computer und damit über Xetra abgewickelt.Anlegerschützer begrüßen zwar grundsätzlich, daß ein Index jetzt an der Börse mehr Klarheit schafft. Sie haben aber Bedenken im Blick auf die kleineren Werte. Auch hier wird der Dax künftig auf der Basis des Computerhandels errechnet, obwohl dessen Anteil am Handelsvolumen noch relativ klein ist und der Handel auf dem Parkett das Geschehen klar dominiert. Im Markt für mittelgroße Werte sind es nach Angaben der DBAG derzeit 34 Prozent, am Neuen Markt nur 20 Prozent und beim Smax, dem Segment für kleine, etablierte Firmen, sogar nur 12 Prozent. Dies soll sich aber bald ändern so die DBAG.

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