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n Nachwuchs gesucht. Die Jobaussichten für Mechatroniker sind in Deutschland gut.

© dpa

Zuwanderung: Wirtschaftsverband wirbt um Fachkräfte aus Drittstaaten

Deutschland braucht dringend Fachkräfte. Der Deutsche Industrie- und Handelskammmertag will die Zuwanderung für Menschen aus Ländern außerhalb der Europäischen Union erleichtern - ohne neue Gesetze.

„Make it in Germany“ lautet der Slogan, mit dem die Bundesrepublik im Ausland um Fachkräfte wirbt. Potenzielle Zuwanderer können sich unter www. make-it-in-germany.com über Jobangebote, Visumsbestimmungen und den Standort Deutschland informieren. Das Interesse ist groß: In zwei Jahren hatte die Webseite mehr als sechs Millionen Besucher. Geht es nach der deutschen Wirtschaft, sollen Initiativen wie „Make it in Germany“ künftig kräftig verstärkt werden. So forderte der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) am Donnerstag, Zuwanderung deutlich zu erleichtern: „Die demografische Entwicklung zeigt: Wir brauchen ausländische Fachkräfte“, sagte der Vize-Hauptgeschäftsführer der DIHK, Achim Dercks, in Berlin. Allein in den nächsten zehn Jahren rechne der Verband in Deutschland mit rund 15 Prozent weniger Schulabgängern als in der Dekade zuvor. Noch werde diese demografische Entwicklung durch den Zuzug von Menschen aus EU-Staaten abgefedert. Perspektivisch aber müsse man sich deutlich stärker um Arbeitskräfte aus Drittstaaten außerhalb der EU bemühen, so die Position des DIHK.

Der Wirtschaftsverband hält nichts von Forderungen nach einem Einwanderungsgesetz

Von Forderungen nach einem Einwanderungsgesetz, wie sie zuletzt auch in der großen Koalition diskutiert worden waren, hält man im Wirtschaftsverband wenig: „Die bestehenden Gesetze sind einladender, als ihre Titel vermuten lassen“, meinte Dercks. Nun gelte es, die bestehenden Möglichkeiten besser zu nutzen und im Ausland zu kommunizieren. Gerade ein Punktesystem, das Einwanderung über Quoten und Kriterienkataloge regeln würde, halte man seitens der Wirtschaft für überholt. „Qualifizierte Fachkräfte können heute einwandern, wenn sie einen bestimmten Arbeitsvertrag vorweisen können. Da brauchen wir nicht mehr Vorgaben“, sagte Dercks.

Wichtig sei hingegen, die Modalitäten der Zuwanderung zu erleichtern. So sollen nach dem Wunsch der DIHK ausländische Studierende in Deutschland, die nach ihrem Abschluss ein Jobangebot haben, schneller eine Aufenthaltserlaubnis bekommen. Zudem solle Ausländern der Zugang zu Ausbildungsberufen erleichtert werden, etwa durch ein Abschiebeverbot für Flüchtlinge, die in Deutschland eine Ausbildung machen. Schließlich sei der Fachkräfte-Engpass bei beruflich Qualifizierten deutlich stärker als bei Akademikern. Auf „Make it in Germany“ allein stehen momentan über 30 000 Stellenangebote für Facharbeiter wie Mechatroniker.

Deutschland hat ein Imageproblem, sagt der DIHK

Aktuell, so die Einschätzung beim DIHK, habe die Bundesrepublik vor allem ein Imageproblem: „Deutschland hat in den vergangenen vier Jahrzehnten zu verstehen gegeben: Wir wollen hier keine Zuwanderer. Das hat sich geändert. Aber das muss auch kommuniziert werden“, bekräftigte Dercks. Zukünftig wolle man deshalb im Ausland verstärkt werben, auch durch eine engere Zusammenarbeit der Außenhandelskammern mit Botschaften und den Goethe-Instituten. In Deutschland selbst sei heute deutlich mehr Offenheit für Zuwanderer zu spüren als noch vor 20 Jahren, so Dercks. Wenn es vereinzelt zu Protesten oder gar Anschlägen komme, dann gefährde das den Standort Deutschland. „Man kann es so plakativ sagen: Wer heute gegen Zuwanderung protestiert, gefährdet seine eigene Rente.“

Lea Frehse

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