zum Hauptinhalt
Die europäischen Banken haben nicht nur mit einem Umbruch zu kämpfen, sondern - nach Ansicht von Deutsche-Bank-Chef Ackermann - auch mit der neuen IWF-Chefin Lagarde.

© Reuters

Zwangskapitalisierung: Deutsche-Bank-Chef Ackermann geht auf Gegenkurs zum IWF

Der Chef der Deutschen Bank hält wenig von den jüngsten Ideen der IWF-Chefin Lagarde. Würden sie umgesetzt, könnte sich die Schuldenlage einzelner Länder weiter verschärfen, fürchtet er.

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann geht auf Konfrontationskurs zum Internationalen Währungsfonds. Jüngste Forderungen der IWF-Chefin Christine Lagarde nach einer Zwangskapitalisierung europäischer Geldhäuser seien wenig hilfreich und auch nicht gerechtfertigt gewesen, sagte der Schweizer am Montag auf einer Bankenkonferenz in Frankfurt.

"Es ist offenkundig, um nicht zu sagen eine Binsenweisheit, dass es zahlreiche europäische Banken nicht verkraften würden, müssten sie die im Bankbuch gehaltenen Staatsanleihen auf Marktwerte abschreiben", betonte der im nächsten Jahr scheidende Chef des größten deutschen Geldhauses. Die Glaubwürdigkeit der staatlichen Stützungsmaßnahmen würde mit solchen drastischen Schritten untergraben. Es bestehe die Gefahr, dass sich dadurch die Schuldenlage einzelner Länder weiter verschärfe.

Angesichts einer drohenden Verwässerung würden private Investments in Banken noch weniger wahrscheinlich. Ackermann machte deutlich, dass das Ertragswachstum der Banken insgesamt wegen der schärferen Regulierung und der Schuldenkrisen künftig begrenzt sei.

Bei einer weiteren Verschärfung der Schuldenkrisen schließt Ackermann ein zusätzliches Sparprogramm seines Geldhaus nicht aus. "Wenn sich im September und Oktober die Lage nochmal verschlimmert, müssen wir neu nachdenken." Er halte dies aber für unwahrscheinlich. Im Gegenteil: Es gebe sogar positive Anzeichen, dass sich der jüngste negative Trend im Investmentbanking nicht in gleicher Weise fortsetze.

Positiv laufe es auch in den weniger riskanten Geschäftsfeldern Privatkundengeschäft und Vermögensverwaltung. "Wir liegen in den stabilen Geschäftsbereichen über den Zielgrößen", sagte Ackermann. "Gegenwärtig sehe ich daher keinen Grund für ein zusätzliches Sparprogramm." Bei europäischen Banken stehen wegen Ertragseinbußen mehr als 50.000 Jobs auf der Kippe. Die Deutsche Bank plant bislang keinen Stellenabbau. (rtr)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false