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Wirtschaft: Zweifel am Adtranz-Sanierungskonzept

BERLIN (chi).Betriebsrat und Gewerkschaften haben erhebliche Zweifel an dem am Dienstag vorgelegten "Zukunftskonzept" für die deutschen Werke des Schienenfahrzeugkonzerns Adtranz angemeldet.

BERLIN (chi).Betriebsrat und Gewerkschaften haben erhebliche Zweifel an dem am Dienstag vorgelegten "Zukunftskonzept" für die deutschen Werke des Schienenfahrzeugkonzerns Adtranz angemeldet."Das ist kein Konzept, sondern ein reiner Stellenstreichungsplan", sagte der Vorsitzende der IG Metall Oranienburg, Philipp Becker, am Mittwoch.Die Geschäftsführung der deutschen Tochtergesellschaft hatte tags zuvor angekündigt, daß von den derzeit noch 7440 Stellen bis zum Jahr 2000/2001 weitere 1400 gestrichen werden sollen und das gerade neu errichtete Werk in Berlin-Pankow als einziger der neun Standorte bis Ende 1999 ganz geschlossen werden soll.Becker kritisierte die Zahlen als "verwirrend", die Angaben der Geschäftsführung seien "überhaupt nicht schlüssig".

Becker wie auch der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates, Michael Wobst, warfen der Geschäftsführung vor, nun in einer Art "Befreiungsschlag" mit der "Kahlschlagsanierung" zu beginnen, nachdem die in den letzten Monaten eingeleiteten Sanierungsmaßnahmen nicht oder nicht in ausreichendem Maße gegriffen hätten.Wobst schloß nicht aus, daß hier auch "Druck der Gesellschafter" - also der Muttergesellschaften ABB und Daimler-Benz - ausgeübt wurde, rasch Ergebnisse vorzulegen.Wenn die Kosten aber langfristig gesenkt werden sollten, müßte das Unternehmen die internen Probleme lösen.Vor allem die unterschiedlichen Unternehmenskulturen, die bislang nur sehr mangelhaft zusammengeführt wurden, verursachten Reibungsverluste und Pannen."Der Personalabbau allein ist keine langfristige Strategie", sagte Wobst.

Zu weiteren Maßnahmen wollte sich Wobst noch nicht äußern.Klar sei nur, daß der Abbau von rund 800 Arbeitsplätzen allein in der Region Berlin-Brandenburg, die stark von Arbeitslosigkeit belastet ist, "nicht über einen Sozialplan zu lösen ist".Vielmehr müsse die Geschäftsführung hier über alternative Beschäftigungsmöglichkeiten nachdenken.Wobst stellte aber auch klar, daß "die einzelnen Standorte nicht gegeneinander ausgespielt werden dürfen." Bis Ende nächster Woche werde der Gesamtbetriebsrat daher standortübergreifende Alternativen erarbeiten, die dann mit der Geschäftsführung verhandelt werden müssen.Wie zu erfahren war, haben die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat angemeldet, eine Sondersitzung einzuberufen, bei dem über die Stellenabbaupläne beraten werden soll.

Die geplante Schließung des Standortes Pankow ist in Berlin unterdessen auf breiten Protest aller Parteien gestoßen.Bündnis90/Die Grünen sprachen von einem "Scherbenhaufen der Subventionspolitik".

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