zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Zweite Wahl

Die dickflüssigen Säfte aus Obst und Gemüse versprechen mehr, als sie halten

„Ihre tägliche Portion Obst“, „Unterstützt die natürlichen Abwehrkräfte“, „Achtung Suchtgefahr“ – so oder ähnlich vollmundig werben Hersteller von Smoothies auf den Verpackungen. Bei Kunden kommt dies offenbar an. Der Umsatz mit den aus pürierten Früchten und Gemüse hergestellten Säften legte nach Angaben der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG im vergangenen Jahr um fast 40 Prozent zu. Dieser Trend scheint auch in diesem Jahr ungebrochen.

Ihren ungewöhnlichen Namen haben die angesagten Säfte aus dem Englischen. Er bedeutet in etwa sanft, sämig oder weich, und meint damit das Mundgefühl, das die halbflüssigen Produkte erzeugen sollen.

Die Stiftung Warentest hat nun 27 der Trendgetränke getestet. Eins vorneweg: Ob die Smoothies tatsächlich so gesund und gut sind, wie sie beworben werden, können die Tester nicht eindeutig beantworten. Denn die einzelnen Zutaten ließen sich nicht separat analysieren, erklären die Prüfer. Sicher sei aber, wenn Obst und Gemüse geschält, gepresst und teils mehrfach erhitzt werden, blieben Inhaltsstoffe auf der Strecke. So zum Beispiel hitzeempfindliche Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe, die in oder unter der Schale stecken. Ein Gesamturteil gab es bei diesem Test deshalb nicht. Noten vergeben hat das Prüfinstitut aber für Punkte wie etwa Geschmack oder Aroma. Daneben untersucht wurde auch, ob die Smoothies Schadstoffe enthalten und ob die Angaben auf den Verpackungen den lebensmittelrechtlichen Kennzeichnungsvorschriften entsprechen. Weitere Prüfkriterien waren auch die Deklaration oder der Inhalt von Schadstoffen.

Eine Erkenntnis des Tests ist, dass die Smoothies sehr selten Gemüse enthalten, aber immerhin immer Obst. Äpfel als relativ billiges Allerweltsobst käme oft in größeren Mengen vor, ebenso Bananen, bemängeln die Tester jedoch. Beide sind für die Hersteller praktisch, weil sie für eine dickflüssigere Konsistenz sorgen. Allerdings war etwa Vitamin C – was jeder von einem Fruchtsaft erwarten könnte – in sieben Smoothies kaum oder gar nicht nachweisbar (etwa bei „Granini“).

Auch die Menge an Ballaststoffen war eher gering. Pro Tag sollte man laut Stiftung Warentest 30 Gramm davon verzehren. Die Smoothies aber enthielten pro 100 Milliliter selten mehr als ein Gramm. Mit einer frisch verzehrten Banane oder einem Apfel habe man locker dreimal so viele Ballaststoffe zu sich genommen, sagen die Tester. Daneben enthalten manche Smoothies bis zu 15 Prozent Zucker (zum Beispiel „Knorr Vie“ oder „Bad Kissinger“). Immerhin wurde in keinem Fall extra gezuckert. Aber auch natürlicher Fruchtzucker bringt Kalorien mit sich.

Bei zwölf Produkten entdeckte die Stiftung Warentest irreführende Angaben auf der Verpackung, die Deklaration war damit „mangelhaft“. Die Prüfer kritisieren, dass auf den Flaschen Früchte hervorgehoben sind, die nicht den überwiegenden Anteil am Produkt ausmachen. „Oft riechen und schmecken die Smoothies nicht einmal nach diesen Früchten“, heißt in der Beurteilung der Warentester. Beim „Smoothie Rote Traube plus Granatapfel“ von Rabenhorst rochen und schmeckten die Prüfer nur Apfelmus, von Traube und Granatapfel keine Spur. Der „Ener-Bio Kokos-Ananas-Banane Smoothie“ von Rossmann roch und schmeckte weder nach Kokos noch nach Ananas, sondern nur nach Banane und Apfel. Zudem macht Apfel auch mehr als die Hälfte des Produkts aus – doch der wird in der Produktbezeichnung gar nicht erwähnt.

Was ein Smoothie genau enthalten sollte, ist juristisch – anders als etwa beim Direktsaft – nicht festgelegt. Einige Hersteller nutzen offenbar diesen Spielraum. Wer es also genau wissen will, dem bleibt der Blick auf das Kleingedruckte schließlich nicht erspart – sprich auf die Zutatenliste. Yasmin El-Sharif

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false