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Zweites Quartal: Deutschland zieht Europa aus der Krise

Die deutsche Wirtschaft wächst so rasant wie noch nie seit der Wiedervereinigung. Das Bruttoinlandsprodukt legte im zweiten Quartal um 2,2 Prozent zum Vorquartal zu.

Die Bundesregierung, die bisher von einem Wachstum von 1,4 Prozent für das gesamte Jahr 2010 ausgeht, hält nun ein Plus von mehr als zwei Prozent in diesem Jahr für möglich.

Mit 2,2 Prozent wuchs die deutsche Wirtschaft so schnell wie noch nie seit Einführung der gesamtdeutschen Statistik nach der Wiedervereinigung. Das ist nochmals deutlich mehr als bisher erwartet. Seit 1970 gab es bisher zehn Quartale, in denen die Wirtschaft um über zwei Prozent im Vergleich zum Vorquartal wuchs.

Letztmals gab es ein so starkes Plus im ersten Quartal 1990 mit 2,3 Prozent.

Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wuchs die deutsche Wirtschaft von April bis Juni um 4,1 Prozent, wie die Statistiker mitteilten. Das Wachstum für das erste Quartal im Vergleich zum letzten Quartal 2009 wurde auf 0,5 Prozent korrigiert, von bisher 0,2 Prozent.

Der Boom wird nach Angaben des Statistischen Bundesamtes von allen Pfeilern der Volkswirtschaft getragen: Er wird traditionell von den Exporten befeuert, aber auch vom privaten Konsum der Bundesbürger, der über Jahre schwach war. Zudem wirken sich demnach die Konjunkturprogramme des Staates positiv aus. Die Unternehmen investieren außerdem wieder mehr.

Noch im vergangenen Jahr war Deutschland in Folge der Finanzkrise im Herbst 2008 in eine tiefe Rezession gestürzt. Die Wirtschaft war dabei um 4,7 Prozent geschrumpft, wie das Statistische Bundesamt nun mitteilte. Sie korrigierte damit die bisherigen Zahlen leicht, die ein Minus von 4,9 Prozent ausgewiesen hatten. Die beispiellosen Schwankungen in der jüngsten Krise führen dazu, dass die Wachstumswerte ungewöhnlich stark korrigiert werden müssen.

Die Quartals-Dynamik lasse "ein Wachstum von weit über zwei Prozent für 2010 in den Bereich des Möglichen rücken", erklärte Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP). Bisher geht die Bundesregierung für das laufende Jahr offiziell von einem Wachstum von 1,4 Prozent aus. Viele Konjunkturexperten rechnen sogar mit einem Wachstum von 3,25 Prozent und mehr, womit 2010 zum besten Jahr seit der Wiedervereinigung würde.

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) warnte allerdings vor zu viel Euphorie. "Dieses rasche Erholungstempo ist nicht zu halten", erklärte DIHK-Geschäftsführer Martin Wansleben.

Noch seien kaum die Hälfte der Krisenverluste aufgeholt. Auch Konjunkturexperten warnen, dass in den kommenden Monaten die Lage in China oder den USA schlechter werde, was die deutsche Exportwirtschaft treffen werde. Zugleich halten die Analysten den Aufschwung aber für robust und gehen auch im kommenden Jahr von einem Wachstum von etwa anderthalb Prozent aus.

In der Eurozone legte die Wirtschaft getragen vom deutschen Boom von April bis Juni um 1,0 Prozent zum Vorquartal zu, wie die europäische Statistikbehörde Eurostat mitteilte. Damit überholte die Euro-Zone die USA, wo das BIP nach 0,9 im ersten Quartal auf 0,6 Prozent im zweiten Quartal zurückgegangen war, wie Eurostat betonte. Im ersten Quartal war die Wirtschaft in der Euro-Zone lediglich um 0,2 Prozent gewachsen. (AFP)

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