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AhA: Warum bekommt man Gallensteine?

Jeder fünfte Deutsche hat Gallensteine. Viele bemerken sie gar nicht. Thomas de Padova erklärt, wie sie entstehen.

Steine wachsen. In einer Tropfsteinhöhle zum Beispiel. Dort hängen Stalaktiten von der Decke herab, erheben sich Stalagmiten Schicht für Schicht aus dem Boden, weil aus dem Wasser beim Kontakt mit der Höhlenluft Kalk abgeschieden wird.

Auch Harnflüssigkeit und Galle können feste Stoffe absondern. So entstehen Nierensteine, Harnleitersteine, Blasensteine und Gallensteine. Mindestens jeder fünfte Deutsche schleppt von einem gewissen Zeitpunkt seines Lebens an Steine mit sich herum. Meist ohne es zu wissen, denn ein paar Kiesel in der Gallenblase machen noch keine Kolik. Man kann damit steinalt werden.

Unsere Leber produziert zirka einen halben Liter Galle am Tag, die sich in der Gallenblase sammelt. Nach dem Essen zieht sich die Gallenblase zusammen, die Flüssigkeit wird über die Gallenwege in den Dünndarm gepumpt. Dort ist der Saft unerlässlich zur Verdauung von Fett. Das Gleichgewicht zwischen Cholesterin, Lecithin und Gallensalzen in der Galle ist fein austariert. „Die meisten Gallensteine entstehen, wenn die Flüssigkeit über längere Zeit mehr Cholesterin enthält, als gelöst werden kann“, sagt Frank Lammert, Spezialist für Gallensteine am Universitätsklinikum des Saarlandes. „Die Lösung ist dann übersättigt, das überschüssige Cholesterin fällt aus.“

Zunächst bilden sich kleine Körnchen, der Gallengries. Wachsen sie weiter, werden daraus mit der Zeit rosinen- bis walnussgroße Steine. Rund 80 Prozent der Gallensteine sind solche „Cholesterinsolitäre“, daneben gibt es auch dunklere Bilirubinsteine. Schmerzen setzen meist erst ein, wenn sie die Gallenblase oder -gänge verstopfen und einen Rückstau der Galle verursachen.

Begünstigt werde die Bildung von Gallensteinen durch eine ballaststoffarme und kohlenhydratreiche Ernährung, sagt Lammert. Aber auch Bewegungsmangel, forcierte Diäten, Hormonbehandlungen in der Menopause und genetische Risikofaktoren wie ein angeborener Lecithinmangel tragen zur Entstehung von Gallensteinen bei. Betroffen sind vor allem Frauen: Bei den rund 190 000 Gallensteinoperationen, die jährlich in Deutschland gemacht werden, sind zwei Drittel der Patienten weiblich.

Bemerkenswert ist, dass nur einer von hundert Massai in Ostafrika Gallensteine bekommt, während es bei den Pima-Indianern in Arizona jeder Zweite ist, berichtet Lammert. „Das ist die weltweit höchste Rate. Aber die Pima sind erst erkrankt, nachdem sie ihre vorwiegend vegetarische Kost aufgegeben und Carepakete von der Regierung bekommen haben.“ Thomas de Padova

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