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AhA: Warum wechseln Formel-1-Fahrer so oft die Reifen?

Der Indianapolis Motor Speedway ist eine heiße Piste. Michael Schumacher fuhr hier im Sommer 2005 einen kuriosen Sieg ein.

Der Indianapolis Motor Speedway ist eine heiße Piste. Michael Schumacher fuhr hier im Sommer 2005 einen kuriosen Sieg ein. Schon beim Start reihten sich hinter ihm und seinem Teamkollegen Rubens Barrichello nur noch vier Formel-1-Piloten in die Formation ein. Alle anderen Fahrer mussten auf die Teilnahme am Großen Preis der USA verzichten. Der Grund: Reifenprobleme. Sieben Teams fuhren Michelin-Reifen, die der Strecke schon beim Training und in der Qualifikation nicht standgehalten hatten.

Die Reifenwahl ist seither Topthema bei Formel-1-Rennen. Jeder Straßenbelag und jede Witterung erfordern eine andere Lösung. Schon beim Start muss alles stimmen. Wer schnell auf Touren kommt, macht gleich zu Beginn Plätze gut. Dazu braucht man Reifen mit möglichst guter Haftung. Ohne „Grip“ kann sich kein Auto vorwärtsschieben, geschweige denn, schnell durch die Kurve kommen. Die Reibung ist umso größer, je mehr Gummi Kontakt zur Straße hat. Formel-1-Reifen sind daher breiter als gewöhnliche Autoreifen.

„Ein normaler Straßenreifen soll 20 000 bis 40 000 Kilometer halten“, sagt Dietrich Overhoff, Reifenexperte an der TU Darmstadt. Dagegen sei die Laufflächenmischung eines Rennreifens auf Kraftübertragung und Geschwindigkeit optimiert. Ihr Gummi ist weicher und schmiegt sich an den rauen Untergrund der Rennstrecke an. Doch das hat seinen Preis: Spätestens bei der Zieleinfahrt ist der Reifen komplett abgefahren.

Während des Rennens sammelt sich der Gummiabrieb auf der Piste wie bei einem Radiergummi. „Je trockener und heißer es ist, umso stärker die Abnutzung“, sagt Overhoff. Andersherum beeinträchtigt Kälte die Elastizität von Gummi. Rennreifen werden schon vor dem Start angewärmt.

Ein sehr weicher Reifen verspricht schnellere Runden, hält aber nicht so lange. Der Pilot muss also früher zum Reifenwechsel an die Box und verliert womöglich entscheidende Sekunden. Auch Wetterumschwünge erzwingen Reifenwechsel. Bei Regen benötigt der Reifen ein Profil, um das Wasser schnell abzuleiten, da das Fahrzeug sonst ins Rutschen bringt. Wer bei drohendem Regen aber zu früh wechselt, verringert die Haftung. Je mehr Profil, umso weniger Bodenkontaktfläche. Ein Vabanquespiel. Thomas de Padova

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