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Die Kinder von Australopithecus africanus wurden nach ihrer Geburt etwa 12 Monate gestillt - bei mangelndem Nahrungsangebot auch länger.

© Garcia und Joannes-Boyau

Baby-Ernährung beim Australopithecus: Vormenschen stillten schon so wie heute

Der Australopithecus hatte menschliche als auch affenähnliche Eigenschaften: Die Vormenschen stillten ihren Nachwuchs relativ ähnlich wie heutige Menschen.

Bereits vor mehr als zwei Millionen Jahren stillten Vormenschen ihren Nachwuchs relativ ähnlich wie heutige Menschen. Das schließt ein internationales Forscherteam aus der Analyse von Zähnen des damals lebenden Australopithecus africanus. Die Studie deutet darauf hin, dass der Australopithecus sowohl menschliche als auch affenähnliche Eigenschaften hatte.

Das Team um Renaud Joannes-Boyau von der australischen Southern Cross University in Lismore stellt seine Ergebnisse in der Fachzeitschrift „Nature“ vor. „Zum ersten Mal haben wir neue Erkenntnisse, wie unsere Vorfahren ihre Jungen erzogen haben und wie sich Mütter beim Stillen auf saisonale Nahrungsengpässe eingestellt haben“, wird Erstautor Joannes-Boyau in einer Mitteilung zur Studie zitiert.

Australopithecus africanus lebte etwa vor zwei bis drei Millionen Jahren im südlichen Afrika. Die ältesten bekannten Überreste des modernen Menschen (Homo sapiens) sind etwa 300.000 Jahre alt. Die Forscher analysierten nun insgesamt vier Zähne von zwei Australopithecus-Individuen, deren Alter auf 2,1 bis 2,6 Millionen Jahre datiert wird.

Wie lange wurde das Säugetier gestillt?

Dabei achteten sie vor allem auf die Konzentrationen des Elements Barium (Ba), das auch in Muttermilch enthalten ist und Rückschlüsse darauf zulässt, wie lange ein Säugetier gestillt wurde. Dabei verdampften die Wissenschaftler mikroskopisch kleine Teile der Zähne und untersuchten das Gas auf Inhaltsstoffe. Die Ergebnisse verglichen sie mit Werten von heute lebenden Säugetieren.

Die Untersuchung ergab, dass die Mütter ihre Babys nur das erste Jahr nach der Geburt dauerhaft stillten. Das sei mit modernen Menschen vergleichbar, schreiben die Forscher. Bei Nahrungsknappheit erhielten Nachkommen aber auch später noch Muttermilch. „Beispielsweise in der saisonalen Trockenzeit griffen die Australopithecus-Mütter über mehrere Jahre wiederkehrend auf Muttermilch zurück, um den Hunger ihres Nachwuchses zu stillen“, sagt der an der Studie beteiligte Paläoanthropologe Ottmar Kullmer vom Frankfurter Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum. Damit ähnelten die aufrechtgehenden Vormenschen etwa Orang-Utans, die ihren Nachwuchs bis zu neun Jahre säugen.

Die längere Stillzeit wirkte sich den Forschern zufolge auch auf die Anzahl der Kinder des Australopithecus aus. Durch die jahrelange enge Bindung zwischen Mutter und Nachwuchs sei die Kinderzahl niedrig geblieben. (dpa)

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