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Betreuung: Ganztagsschulen bleiben rar

Viele Bundesländer stehen beim Ausbau der Ganztagsschulen auf der Bremse. Noch immer sind 400 Millionen Euro Fördergelder des Bundes nicht abgerufen – obwohl das Programm schon um ein Jahr verlängert wurde.

Allein 132 Millionen Euro entfallen auf NRW. Besonders langsam kommen auch Hessen, Niedersachsen und Bayern voran. Das zeigt eine Zwischenbilanz des Bundesbildungsministeriums, die dem „Handelsblatt“ vorliegt.

Noch im vergangenen Jahr verkündete die damalige Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Saarlands Kultusministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), bis 2020 werde die Ganztagsschule „der Normalfall“ sein. Davon jedoch ist die Republik weit entfernt. Eigentlich sollte das vier Milliarden Euro schwere Programm, das die damalige Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) im Jahr 2003 anschob, 10 000 Ganztagsschulen finanzieren. Bisher sind es 6918. Nur jedes fünfte Kind besucht eine Schule, die Ganztagsbetreuung anbietet.

Ganztagsschulen gelten als zentrales Instrument, um vor allem besonders schwache Schüler und Migranten besser fördern zu können. Aber auch besonders fähige Kinder sollen profitieren. Zudem könnten Ganztagsschulen auch manches Einzelkind sozial integrieren, meint etwa der bayrische Kultusminister und KMK-Vizepräsident, Ludwig Spaenle. Nicht zuletzt ermöglichen Ganztagsschulen beiden Eltern die Berufstätigkeit. Umfragen zufolge wollen fast drei Viertel der Eltern mehr Ganztagsschulen. Noch Anfang des Jahrzehnts gab es aber in Deutschland nicht einmal für jeden zehnten Schüler ein ganztägiges Angebot.

Um das zu ändern startete Bulmahn 2003 nach monatelangem Streit mit den Ländern das Milliarden-Förderprogramm. Davon waren aber am Ende 2008 nur 3,7 Milliarden abgerufen. Einzig Bremen und Thüringen haben die ihnen zustehenden Mittel bereits vollständig in Anspruch genommen, Berlin hat die der Hauptstadt zustehenden 147 Millionen Euro zu 99 Prozent ausgegeben, 368 Schulen werden hier mit dem Geld gefördert. Die meisten Länder haben die Bundesmittel noch nicht so weit ausgeschöpft. Darum hat Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) das Programm bereits um ein Jahr verlängert.

Bedarf besteht zumal im Westen. Während in Thüringen und Berlin bereits mehr als 40 Prozent der Kinder in Ganztagsschulen unterrichtet werden, in Sachsen sogar mehr als jedes zweite, besuchen in Bayern gerade mal vier Prozent der Schüler eine Ganztagsschule. Wie alle seine Kollegen will daher auch Bayerns Kultusminister Spaenle (CSU) das Angebot weiter ausbauen. Das Restgeld des Bundes sei schon verplant.

NRW-Schulministerin Barbara Sommer (CDU) hat sich vorgenommen, bis 2015 das Angebot so zu erweitern, dass dann 43 Prozent der Schüler eine Ganztagsschule besuchen. Im Schuljahr 2010 sollen es bereits 34 Prozent sein.

Barbara Gillmann (HB)

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