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Wissen: Bienen und Hummeln sterben weiter Milben und Pestizide setzen den Tieren zu

Eine einzelne Varroa-Milbe misst nur 1,6 Millimeter, trotzdem ist sie der größte Feind der Bienen und Hummeln in Deutschland. Wie die Arbeitsgemeinschaft der Bieneninstitute berichtet, wurden 2012 so viele Milben gezählt wie in keinem der Vorjahre.

Eine einzelne Varroa-Milbe misst nur 1,6 Millimeter, trotzdem ist sie der größte Feind der Bienen und Hummeln in Deutschland. Wie die Arbeitsgemeinschaft der Bieneninstitute berichtet, wurden 2012 so viele Milben gezählt wie in keinem der Vorjahre. Die Forscher schätzen, dass fast 300 000 Bienenvölker, also 30 Prozent des Bestandes, den Angriff der Parasiten nicht überstehen werden. „Wir müssen dringend etwas tun“, sagt Werner von der Ohe, der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft. „Ameisensäure und ätherische Öle reichen nicht, um die Bienen zu schützen. Je nach Bedarf müssen wir auch über harte Medikamente nachdenken,“ Die von Naturschützern kritisierten Pestizide seien in Deutschland nicht die Hauptsorge. Eine Langzeitstudie solle jedoch klären, ob sich beide Probleme gegenseitig hochschaukeln.

Dass Pestizide auch nicht unbedenklich sind, zeigen zwei Studien im Fachjournal „Science“. Um Saatgut und Pflanzen vor Schädlingen zu bewahren, behandeln viele Landwirte sie mit Chemikalien aus der Gruppe der Neonicotinoide. Sie breiten sich in der Pflanze bis zu Pollen und Nektar aus. Für Insekten sind sie ein Nervengift. Um Bienen nicht versehentlich zu töten, gelten Grenzwerte.

Mickaël Henry vom Institut National de la Recherche Agronomique in Avignon und seine Kollegen markierten 653 Honigbienen mit RFID-Chips und testeten ihr Verhalten im Feld. Bis zu 43 Prozent der Arbeiterbienen, die eine nicht-tödliche Dosis Thiamethoxam bekommen hatten, fanden nicht zu ihrem Stock zurück. In der Kontrollgruppe waren es knapp 17 Prozent. Aufgabe der Arbeiterinnen ist es, im Stock verbleibende Bienen, Königin und Brut zu ernähren. Kommen sie nicht zurück, stirbt im schlimmsten Fall der ganze Stock.

Eine Gruppe um Penelope Whitehorn von der Universität von Stirling in Schottland fütterte 50 Hummelkolonien im Labor mit Pollen, die Imidacloprid enthielten. Danach entließen sie sie ins Feld. Am Ende des Experiments wogen die Kolonien unter Pestizid-Einfluss bis zu zwölf Prozent weniger, waren also schlechter ernährt und hatten weniger Nachkommen. Vor allem wuchsen dort 85 Prozent weniger Königinnen heran. Da nur die Hummel-Königinnen überwintern und im Frühjahr eine neue Kolonie gründen, dezimiert demnach das Pestizid auch die neuen Hummelkolonien im nächsten Jahr. Stefanie Geiselhardt

Stefanie Geiselhardt

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