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Rund 5000 Studenten an 25 Hochschulen nahmen an der Umfrage teil

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Bologna-Reform: Studierende sind zufrieden und weniger politisch

Die meisten Studierenden in Deutschland studieren laut einer Umfrage gerne. Probleme gibt es trotzdem. Die Ergebnisse des aktuellen „Studierendensurveys“ im Überblick.

Die meisten Studenten in Deutschland studieren gerne: Das ist das zentrale Resultat des „Studierendensurveys“ der Universität Konstanz, den das Bundesforschungsministerium zum zwölften Mal in Auftrag gegeben hat. Rund 5000 Studenten an 25 Hochschulen nahmen an der Umfrage teil, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Die Ergebnisse zeigen auch, dass sich die Studiensituation seit der Einführung des Bachelor- und Mastermodells im Jahr 2001 durchaus verbessert hat. Probleme gibt es trotzdem. Die Ergebnisse im Überblick.

Zufriedenheit der Studierenden

73 Prozent der Studierenden geben an, gerne zu studieren. Bei der Einführung des Bachelor- und Mastermodells im Jahr 2001 sowie im Jahr 2007 sagten das noch 69 Prozent. Die Ergebnisse gleichen sich dabei über die Hochschularten und die Fächergruppen hinweg. Die Mehrheit der Studierenden bewertet die Qualität der Lehre positiv (78 Prozent). Zufrieden sind sie auch mit der Struktur ihrer Studiengänge (67 Prozent), mit der Art der Veranstaltungen (65 Prozent) und mit der Betreuung durch die Lehrenden (58 Prozent).

Im Vergleich zu 2001 haben sich alle Werte positiv verändert (siehe Grafik). Gleichzeitig bewerten die Studierenden die Gliederung ihres Studiums positiver als noch vor 13 Jahren. Zu wenig gefördert fühlen sie sich dagegen bei allgemeinen Qualifikationen wie Teamfähigkeit oder Problemlösungskompetenzen. Allein zum „autonomen Denken“ sehen sich die Studierenden mehrheitlich gut angeregt. Die Befragten wünschen sich vor allem einen stärkeren Praxisbezug im Studium. Gefordert werden auch kleinere Lehrveranstaltungen.

Soziale Herkunft der Studierenden

Akademikerkinder dominieren die Hochschulen: Dieser Befund wird durch die Studie erneut bestätigt. An Universitäten haben 58 Prozent der Studierenden Eltern, die ebenfalls auf eine Hochschule gegangen sind. Spitzenreiter ist hier die Medizin (62 Prozent). Bei Studenten der Fachhochschulen liegt der Anteil der Akademikerkinder im Schnitt bei 37 Prozent. Der Frauenanteil an den Universitäten betrug zum Wintersemester 2012/13 51 Prozent, an den Fachhochschulen 40 Prozent. 16 Prozent der Studierenden gaben einen Migrationshintergrund an.

Fachwahl und Studiumsgründe
Das Interesse am Fach war für die meisten Befragten das Hauptmotiv fürs Studium (73 Prozent). Darauf folgten für Uni-Studenten die eigenen Fähigkeiten (60 Prozent) und für FH-Studenten die Vielfalt der Berufsmöglichkeiten (66 Prozent). 79 Prozent der Befragten erwarten, eine interessante Arbeit zu finden, 58 Prozent erhoffen sich ein gutes Einkommen. Die Hälfte studiert für eine „allgemein gebildete Persönlichkeit“. 43 Prozent sagen, sie möchten die Gesellschaft verbessern.

Politisches Interesse auf historischem Tiefstand

Rund 5000 Studenten an 25 Hochschulen nahmen an der Umfrage teil
Rund 5000 Studenten an 25 Hochschulen nahmen an der Umfrage teil

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Bedeutung von Studium und Wissenschaft

Widersprüchlich sind die Aussagen, wie relevant die Hochschule für das Leben der Studierenden wirklich ist. 56 Prozent der Befragten halten ihr Studium für sehr wichtig, für 40 Prozent hat es hingegen nur eine gewisse Bedeutung und ist "nicht zentraler Lebensmittelpunkt". Vergleichsweise wenig Studierende interessieren sich für die Forschung. Konnte sich 2001 noch ein Viertel der Studierenden dafür begeistern, lag der Anteil nun bei 20 Prozent. Mehr als ein Drittel sieht den wissenschaftlichen Bereich als gänzlich unwichtig an. Somit wird das Studium weniger als methodische, forschende Ausbildung angesehen, sondern vielmehr als Vorbereitung auf den Beruf, folgern die Autoren.

Anforderungen im Studium

Die Studenten mögen zufriedener sein, allerdings nimmt auch der gefühlte Leistungsdruck zu. Waren die Leistungsansprüche im Jahr 2001 für 35 Prozent der Befragten deutlich spürbar, gaben dies im vergangenen Jahr 45 Prozent an, wobei der Anteil an Universitäten höher liegt als an den Fachhochschulen. So meinte fast die Hälfte der Uni-Studenten, dass sie zu viel arbeiten müssten. Im Schnitt wenden die Jungakademiker 33 Wochenstunden für ihr Studium auf – wobei Soziologen weniger als 30 Stunden und Mediziner mehr als 40 Stunden lernen müssen. Mehr als die Hälfte von ihnen jobbt nebenher (55 Prozent).

Ziele und Druck im Studium
Für zwei Drittel steht eine gute Abschlussnote im Vordergrund ihres Studiums – und weniger der zügige Abschluss (39 Prozent). Mehr als jeder Vierte hat Angst vor Prüfungen.

Berufsaussichten

Optimistisch sind die Befragen, was ihre Berufschancen angeht. 70 Prozent der Uni-Studenten und 76 Prozent der FH-Studenten erwarten nur wenige Schwierigkeiten, wenn sie an ihren Berufseinstieg denken. Nur jeder sechste bzw. siebte befürchtet dabei größere Probleme. Für 80 Prozent ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sehr wichtig.

Politische Einstellungen
Kritisch sah Bundesbildungsministerin Johanna Wanka bei der Präsentation der Ergebnisse, dass sich immer weniger Studierende für Politik interessieren. Sehr starkes Interesse daran hat nur noch knapp ein Drittel (32 Prozent), nachdem es 20 Jahre zuvor fast die Hälfte (46 Prozent) war. „Gerade zum 25. Jahrestag des Mauerfalls möchte ich eindringlich an die junge Generation appellieren, die politische Freiheit in unserem Land zu nutzen“, sagte Wanka. Zur Erklärung nennt die Studie die zunehmende Komplexität von Politik und die allgemeine Politikverdrossenheit. Eine andere Ursache könnten die verschulten Studiengängen sein, die wenig Zeit für andere Interessen lassen.

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