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Die Spitzen der Ampel-Koalition: Robert Habeck, Olaf Scholz und Christian Lindner.

© imago/Emmanuele Contini/IMAGO/Emmanuele Contini

Tagesspiegel Plus

Der Einbruch des Ungewissen : Verliert die Politik an Steuerungskraft?

Spätestens seit der Migrationskrise 2015 nimmt die Gestaltungskraft deutscher Politik in der öffentlichen Wahrnehmung ab. Die zeithistorische Perspektive zeigt aber, dass sich dahinter ein umfassenderer Umbruch verbirgt.

Ein Gastbeitrag von Martin Sabrow

Die Frage scheint leicht zu beantworten: Ja, Politik verliert sichtbar und tagtäglich an Steuerungskraft. Spätestens seit der Migrationskrise von 2015 stehen deutsche Regierungen im Verdacht des Versagens, und besonders über dem gegenwärtigen Ampel-Kabinett hängt das immer lauter werdende Verdikt mangelnder Professionalität.

In zeithistorischer Perspektive ist eine solche Diagnose allerdings ein alter Hut. Schon Bismarck beugte sich wider besseres Wissen der öffentlichen Meinung und dem Druck der Militärs, als er 1871 gegen Frankreich einen verhängnisvollen Gewaltfrieden durchsetzte, der in die deutsch-französische „Erbfeindschaft“ mündete, und Frankreich in Bismarcks Worten zu „unserem geborenen und revanchebedürftigen Gegner“ werden ließ.

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